PSNV – die Basics!

Auch wenn sich in den letzten Jahren das Thema – und vor allem der Umgang mit dem Thema – Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) innerhalb der Einsatzdienste stark gewandelt hat, so wird es dennoch noch nicht ganz vorurteilsfrei betrachtet.

Aus vielen Untersuchungen wissen wir aber, dass eine Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Einsatzkräften häufiger vorkommt als bei der restlichen Bevölkerung (Berger et. al., 2012). Sie bleibt aber alles in allem eher selten. Allerdings gibt es auch Reaktionen, die auftreten können und noch nicht das Vollbild einer PTBS ausmachen. Dies scheinen häufiger aufzutreten.

Da wir als Führungskräfte sowohl für die Gesundheit unserer Einsatzkräfte als auch von uns selbst verantwortlich sind, ist es unabdingbar über gewisse Grundkenntnisse der PSNV zu verfügen. In diesem Beitrag wollen wir euch zeigen was passieren kann und was man grundlegend wissen sollte.

Neben dem Einsatz selbst beeinflussen auch die ganz persönlichen Umstände eines jeden das Auftreten einer Reaktion. Die eigene Ausgangslage wird von

  • meinem Ausbildungsstand (fühle ich mich sicher und bin den Anforderungen des Einsatzes gewachsen), 
  • meinem aktuellen Befinden (bin ich ausgeruht, habe ich privaten Stress),
  • und weiteren Zuständen, die auf die eigene Widerstandsfähigkeit einwirken

beeinflusst.

Zu dieser eigenen Ausgangssituation hinzu kommt der Einsatz. Als Beispiel werden hier besonders erschütternde Einsätze genannt wie der Tod von Kindern, eigenen Bekannten oder gar anderen Einsatzkräften. Es sind allerdings auch andere Szenarien denkbar, die teilweise subjektiv nicht als besonders belastend imponieren. Grundsätzlich stellen die meisten Einsätze per se mal eine nicht-alltäglich Situation dar.

Ein ganz zentraler Punkt im Verständnis der Reaktionen innerhalb der PSNV ist, dass diese nicht auftreten müssen, aber können.

Dieses Verständnis muss in zweierlei Richtung geschaffen werden:

Zum einen kann ein Einsatz von außen dramatisch und belastend wirken, die Einsatzkräfte entwickeln jedoch keinerlei bemerkenswerte Reaktionen.

Auf der anderen Seite kann eine solche Reaktion jeden (ohne Ausnahme) treffen. Von der jungen unerfahrenen Einsatzkraft bis hin zum alten Hasen, den scheinbar nichts erschüttert.

Diese beiden Ausprägungen gilt es im Hinterkopf zu behalten, machen sie doch den Umgang mit der Thematik nicht weniger diffizil.

Man unterscheidet die Reaktionen von Einsatzkräften in drei Situationen:

  • akute Belastungsreaktion (teils auch akuter Stress genannt)
  • akute Belastungsstörung
  • Posttraumatischen Belastungsstörung

Diese Situationen können ineinander übergehen, allerdings genauso gut isoliert auftreten. Wichtig für das Verständnis ist die zeitliche Dauer:

  • Die akute Belastungsreaktion tritt relativ direkt nach dem erlebten Ereignis (in unserem Fall dem Einsatz) auf und hält wenige Stunden bis Tage an – als Faustregel kann man sich bis zu 48 h nach dem Ereignis merken.
  • Die akute Belastungsstörung kann direkt nach dem Ereignis jedoch auch etwas verzögert auftreten und hält bis zu vier Wochen an.
  • Die Posttraumatischen Belastungsstörung, die schwerste Form, hält deutlich länger als vier Wochen an.

Die genannten Zeitspannen stellen grobe Orientierungen dar. Gewiss kann man nicht für jeden verallgemeinernd diese Grenzen immer exakt minutengenau setzen.

Einige Symptome treten bei allen drei Formen auf, hierzu gehören:

  • Erschöpfung
  • Schlafstörung
  • Konzentrationsprobleme

Weitaus schwerwiegendere Symptome und meist erst bei der PTBS zu beobachten sind (hier nur einige beispielhaft genannt):

  • das Wiedererleben der belastenden Situation (z.B. Flashbacks),
  • das Vermeiden gewisser Orte und Situationen
  • Stimmungsschwankungen

Für uns als Einsatzkräfte (und zwar von der untersten bis zur höchsten Ebene) dürfte die akute Belastungsreaktion die häufigste anzutreffende Reaktion sein. Wer kennt es nicht, dass er nach einem für einen selbst beeindruckenden Einsatz schwer einschlafen kann oder sich erschöpft fühlt. Was hier als akute Belastungsreaktion benannt ist stellt eine normale Reaktion auf solch nicht-alltägliche Einsätze dar. Man sollte diese registrieren aber mit Nichten einen Krankheitswert beimessen. Wir dürfen eine solche normale Reaktion zeigen. Hilfreich sind hier oft der Kontakt zu engen Vertrauten, ob aus der eigenen Einsatzorganisation, Freunde/innen oder auch der LebenspartnerIn. Auch Hobbys oder eine andere für jeden selbst individuelle Art Abstand zu gewinnen können nützlich sein.

Auch die akute Belastungsstörung stellt, auch wenn der Begriff Störung etwas anderes vermuten lässt, erstmal noch keine Erkrankung dar. Es gilt jedoch ein Augenmerk darauf zu haben wie sich diese Reaktion entwickelt und ob es in erster Linie an Hand der Dauer einen Übergang in eine PTBS gibt. Oftmals ist für die Betroffenen – neben zuvor genannten Aspekten – eine externe Unterstützung z.B. durch PSNV-E-Kräfte in dieser Zeit hilfreich.

Die PTBS bedarf in aller Regel die Unterstützung von Psychotherapeuten/innen.

Zusammenfassend sollten wir über die PSNV in unseren eigenen Reihen wissen, dass entsprechende Reaktionen weder ungewöhnlich sind noch Zeichen von Schwäche oder gar einer psychischen Erkrankung. Jeder kann davon betroffen sein und es gilt die Reaktion entsprechend der oben genannten Einteilung einzuordnen. Ebenso ist es aber auch möglich, dass Einsatzkräfte auch auf sehr belastende Einsätze mit keiner dieser Reaktionen reagieren.

Wie wir speziell als Führungskräfte mit dem Thema PSNV umgehen müssen und was es zu beachten gilt, erörtern wir demnächst in einem separaten und praxisnahen Leitfaden für euch.

Quellen:

  • Berger W, Coutinho ES, Figueira I, Marques-Portella C, Luz MP, Neylan TC, Marmar CR, Mendlowicz MV. Rescuers at risk: a systematic review and meta-regression analysis of the worldwide current prevalence and correlates of PTSD in rescue workers. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol. 2012 Jun ;
  • Leitfaden Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte – DGUV Information 205-038 ;
  • Schulungsmaterial der Landeszentralstelle PSNV Bayern

Klare Gedanken fassen II – Resilienz stärken

Klare Gedanken fassen II – Resilienz stärken

Das wichtigste (oder vielleicht auch enttäuschenst) zuerst: wir können Resilienz nicht von heute auf morgen besitzen. Wir können sie nur Stück für Stück stärken und verbessern.

Es gibt Techniken, um auch in den schier aussichtslosesten Situationen mit der schlechtesten persönlichen Ausgangslage, den aufgebauten – oft immensen – Stress kurz ruhen zu lassen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Denn das ist eine wichtige Erkenntnis: jeder von uns verfügt nur über ein begrenztes Maß an Ressourcen und je mehr dieser Ressourcen für andere Dinge (wie in Teil eins beschrieben) verbraucht werden, umso weniger stehen uns für einsatztaktische Überlegungen zur Verfügung. Aber auch wenn in einem Moment plötzlich alle Ressourcen verbraucht sind weil wir vor der bildlichen Mauer stehen und keinen Ausweg sehen, können wir es schaffen kurz zu „ruhen“ und vielleicht sogar klar zu denken. Wie geht das?

Bleiben wir bei dem Bild mit der Mauer:

Ganz dicht vor der Mauer ist weit und breit nur Mauer – kein Ausweg ausser direkt hindurch was erstmal genauso aussichtslos erscheint.

Wir müssen einen Schritt zurücktreten, um überhaupt alles zu überblicken und alle Möglichkeiten zu sehen. Von etwas weiter weg gibt es vielleicht einen Weg daran vorbei.

Konkret für den Einsatz bedeutet das: wir brauchen eine Auszeit von den jetzt in diesem Moment auftretenden Aufgaben. Diese Auszeit muss nicht lang sein, wenige Sekunden können reichen. Und diese kurze „Pause“ hält auch der dynamischte und aktivste Einsatz aus! 

Im Rettungsdienst kennt man in zwischen regelhaft das sogenannte 10-for-10 Prinzip: ich nehme mir wenige Sekunden, um mit meinem Team die nächsten Minuten zu besprechen. 10 Sekunden Pause retten meine nächsten 10 Minuten.

Natürlich kann ich auch als Einsatzleiter eine solche Besprechung mit meinem Team anberaumen – muss ich sogar. Aber erst im zweiten Schritt. Davor steht ein Time-out mit mir selbst. Ich muss kurz einige Sekunden Pause machen und die Situation für mich selbst rekapitulieren – bildlich: einige Schritte von der Mauer weg gehen. Denn nur dann kann durch den Stress und die Reizüberflutung ausgelöste Gedankenblockaden lösen.

Wie schaffe ich dieses Vorgehen nun in einer ohnehin schon aussichtslosen und überfordernden Situation? Zunächst ist es wichtig das Problem zu kennen! Ich muss wissen, dass meine Ressourcen begrenzt sind und wenn mir etwas aussichtlos erscheint, oft nur meine Ressourcen aufgebraucht sind.

Ich muss wissen, dass ich ganz kurzfristig möglicherweise wieder freie Ressourcen schaffen kann (meine Resilienz stärken kann). Ich muss den Schritt zurück von der Mauer machen, mir ein kurzes Time-out nehmen.

Der Schritt zurück ist im übrigen nicht nur für unsere gedanklichen Ressourcen wichtig! Auch in der praktischen Einsatzsituation kann es hilfreich sein, die Lage von einigen Metern weiter hinten zu betrachten um ein größeres Blickfeld und damit einen breiten Eindruck der Einsatzstelle zu erhalten. Wir können diese Schritt zurück als sowohl mental als auch praktisch gerne durchführen und profitieren auf verschiedene Arten davon.

Und ich muss daran denken! Dieser Schritt ist gewiss der herausforderndste. Wie schaffe ich es in einer solchen Situation daran zu denken? Kurzum: Übung! Ich muss Üben mich soweit in Gewalt zu haben. Anfänglich können aber auch Gedankenstützen ein praktikables Hilfsmittel sein. Es braucht keine großen Checklisten, keine Verfahrensabläufe oder ähnliches. Es reicht ein Aufkleber oder Anhänger beispielsweise an meinem Klemmbrett mit dem Wort: Time-out. Vielleicht auch nur das Bild einer Wand! Er hilft meiner in dieser Situation überforderten Psyche als Anker. Einen solche Merkhilfe findet ihr auch auf unserem Notizblatt für Einsatzleiter (Einsatzleiternotizblatt).

Einen ganz wesentlichen Schritt habt ihr mit dem Lesen dieser beiden Blogeinträge gemacht. Ihr habt hoffentlich verstanden wo das Problem liegen kann und was ich dagegen tun kann. Schritt zwei und drei liegen bei euch: darüber nachdenken, um das Bewusstsein zu schärfen und versuchen das Ganze in Übungen und Einsätzen anzuwenden.

Natürlich ist die bloße Auszeit für den Einsatzleiter, das Zurücktreten von der Wand, nicht die Lösung aller Probleme. Ganz gewiss nicht. Die Resilienz wird – wie wir zuvor bereits erfahren haben – ebenso durch

  • euer Fachwissen (Ich muss überhaupt erstmal wissen was möglich ist um Probleme zu lösen, welche Wege es gibt!)
  • euer Team (Wie gut und vertrauensvoll arbeiten wir zusammen!) 
  • eure eigene Vorbereitung (Nicht nur auf die Resilienz, auch auf euer Einsatzgebiet und die Leistungsfähigkeit eurer Einheiten!)
  • eure Erfahrung (Dinge, die ich schon mal gesehen habe kenne ich und die beunruhigen mich weniger!)
  • euer Ressourcenmanagement und eure geistige Flexibilität (Wie wir hier besprochen haben!)
  • und viele weitere Bausteine

gestärkt.

Wenn ein Stein fehlt oder brüchig ist, dann wackelt der ganze Turm auf dem die Resilienz steht und wir können gar nicht mehr vollumfänglich resilient sein!

Übrigens: bei der Vorbereitung können kurze Merkhilfen oder Übersichtsblätter, wie ihr sie hier zum Thema Brandeinsatz oder ersteintreffendes Rettungsmittel findet helfen. Auch das kann ein Teil der Vorbereitung sein und euch manche Ressource im Einsatz sparen.

Vergesst aber nicht eure eigenen Möglichkeiten und akzeptiert, dass diese manchmal ungewollt eingeschränkt sein kann. Erkennt das für euch persönlich aber auch für andere an und versucht eine Lösung zu finden.

Klare Gedanken fassen I – Resilienz verstehen

Klare Gedanken fassen I – Resilienz verstehen

Ihr rückt aus zum Brand einer Mülltonne, zum Verkehrsunfall ohne eingeklemmte Person oder zur Türöffnung. Einsätze, die – außer sie gehören vielleicht zu den ersten zehn – euch als Einsatzleiter nicht übermäßig aus der Ruhe bringen. Doch auch solche Einsätze haben ein Potenzial weitaus mehr Stress zu produzieren als es auf den ersten Blick scheint: die Mülltonne brennt an einer Fassade und das Feuer hat bereits übergegriffen, bei dem Verkehrsunfall wurde eine Person überrollt und liegt noch unter dem PKW und die Wohnungsöffnung ist dringend, da sich hinter der Tür eine Person in einer Zwangslage befindet aber die Tür hält allen Angriffen stand. Nun sieht die Situation nicht mehr so entspannt aus oder anders formuliert: die Anforderungen an euch als Führungskraft steigen massiv an!

Noch eindeutiger ist dies, wenn von vornherein ersichtlich ist, dass es sich um ein großes und komplexes Schadensszenario handelt – bestes Beispiel: eingeschränkt Zugangswege zur Einsatzstelle und kaum Platz vor Ort um einen Einsatz aufzubauen. Hier wird binnen Sekunden ein Maximum an Kreativität vom Einsatzleiter abverlangt, um eine umsetzbare und funktionierende Lösung zu finden. Schließlich geht es in aller Regel um die Rettung von Menschen, was den Druck zusätzlich erhöht.

Darüber hinaus, das sollte man nie vergessen, steht man als Einsatzverantwortlicher immer unter einem hohen Erwartungsdruck. Diese Tatsache, wenn auch nur unterschwellig, begleitet uns im Einsatz: wir müssen und wir wollen Leistung bringen.

Um das Ganze noch perfekt zu machen schwingt grundsätzlich immer auch unsere tagesaktuelle Stimmung oder Situation mit. Konnte ich gut aufstehen, in Ruhe meinen Kaffee trinken, kurz und entspannt mit meinem Freund / meiner Freundin plaudern – also rundum entspannt in den Tag starten? Oder musste ich nach viel zur wenig Schlaf aufstehen, die Kaffeemaschine ging kaputt und der Streit mit meinem Freund / meiner Freundin setzte sich auch noch fort? Zwei völlig gegensätzliche Situationen, die aber durchaus unseren ganzen weiteren Tagesablauf und auch unsere Flexibilität und Performance im Einsatz beeinflussen können.

Diese beiden Faktoren – der Einsatz und unsere persönliche Situation – nehmen massgeblich Einfluss auf unsere Resilienz an genau diesem einen Tag!

Ein weiterer wichtiger Punkt, der direkt unsere eigene Leistung beeinflussen kann und mehr oder weniger hausgemacht ist: unser eigenes Mindset. Fahre ich mit der Einstellung zur ausgelösten Brandmeldeanlage:

„ohnehin wieder nur Falschalarm“

„Feuermeldung – bis zum Beweis des Gegenteils Feuer“

Tue ich den Einsatz – und dies geschieht gerade bei Brandmeldeanlagen, die leider häufig aus anderen Gründen als einem Feuer alarmieren, in der Praxis leicht – bereits vorher als mehr oder weniger nichtig oder sagen wir nicht-fordernd ab, trifft mich im Zweifel die Realität (in diesem Fall der Brand) härter und vor allem noch unvorbereiteter.

Kurz umrissen beschreibt Resilienz unsere geistige Widerstandsfähigkeit! Oder um es ganz konkret auf den Einsatzleiter zu beziehen: Wie gut schaffe ich es, dass der Stress, der aus verschiedenen Richtungen auf mich hereinbricht, meine Gedankengänge nicht behindert oder gar lähmt.

Das Einsatzszenario können wir, da gibt es wenig Diskussion, nicht beeinflussen. Heute habe ich Dienst, heute übernehme ich die Funktion als Einsatzleiter und genau heute werden wir zu diesem komplexen Einsatz alarmiert. Ein wichtiges Detail: die Verantwortung liegt bei uns als Einsatzleiter, trotzdem gibt es ein wir, ein Team, vergesst das niemals.

Was wir beeinflussen und vor allem ein Stückweit kontrollieren können, ist unsere persönliche Situation. Was passiert ganz bildlich gesprochen in manchen Einsatzsituationen, die uns an unsere Grenzen bringen: ich rücke aus und plötzlich taucht eine scheinbar unlösbare Situation wie eine Wand vor mir auf! Die relevante Frage in der Situation ist: wie schaffe ich es an dieser Wand vorbei hin zum Einsatzerfolg?

Möglichkeiten gibt es viele: rechts oder links daran vorbei, obendrüber, unten drunter durchgraben oder ganz brachial (und meist die schlechteste Variante) durch die Wand hindurch. Letztlich führen alle Wege zum Ziel, bloß überhaupt einen davon zu finden und unter Strich hoffentlich auch den besten liegt fast allein bei mir.

Was beeinflusst meine Möglichkeiten in solchen Situationen einen guten Weg zu finden oder dass mir genau das eben schwer fällt?

  • Ich muss wissen welche Möglichkeiten technisch, personell und in dieser Situation überhaupt praktikabel sind!
  • Ich muss wissen wie ich mein Team dazu bringe genau diesen Weg umzusetzen!
  • Ich muss die Umgebung, meine Ausstattung, alle äußeren Umstände best möglich kennen und darauf vorbereitet sein!
  • Ich muss geistig dem Stress widerstehen, um nach wie vor klare Gedanken fassen zu können und die Lösung erkennen zu können!

Viele Voraussetzungen, die auf uns als Einsatzleiter zu kommen. Was sich dahinter verbergen könnte und Möglichkeiten, um genau auf den letzten Punkt reagieren zu können erfahrt ihr in Teil zwei dieses Blogs.

Rettungsrambo oder Minimalist?

Rettungsrambo oder Minimalist?

Sinnvolle Dinge für den Einsatz als Führungskraft

Man liest es in zahlreichen Kommentarspalten unter Bildern und Videos in den sozialen Netzwerken oder in vielen Foren. Beim Thema Gürtel Hoster und „am Mann“ getragene Ausrüstung von Rettungsdienstlern oder Feuerwehrkräften gehen die Meinungen stark auseinander. Die eine Partei schwört auf ihre – größtenteils selbst beschafften – nützlichen Helferlein, die ihnen im Einsatz schon oft ihren Dienst erwiesen haben. Die Gegenseite schwört auf Minimalismus und Pragmatismus. Hier findet man außer den Einweghandschuhen und vielleicht noch im Rettungsdienst aus Hygienegründen dem privaten Stethoskop keine weitere Ausrüstung am Körper.  

Welche zusätzliche Ausrüstung sinnvoll ist, hängt davon ab, was der Dienstherr oder Arbeitgeber zur Verfügung stellt, welche Konzepte genutzt werden, welche Aufgaben der einzelne hat und nicht zuletzt vor allem von der persönlichen Meinung. Auch die Funktion ist ausschlaggebend. Während der Atemschutzgeräteträger über ein eigenes Holster am Pressluftatmer nachdenkt und der Rettungsdienstler mit einer privaten Pupillenleuchte liebäugelt, überlegt sich der Einheitsführer vielleicht sich eine eigene Schreibmappe zuzulegen.  

Als Führungskraft arbeitet man im Einsatz – im Gegensatz zur Mannschaft – weniger mit Werkzeugen oder Ausrüstung, viel mehr sind es Überlegungen, Entscheidungen und Kommunikation, die die Arbeit einer Führungskraft charakterisieren. Bei größeren Einsatzlagen stehen den Einheitsführern Führungsfahrzeuge und Führungsassistenten, Fernmelder und Melder zur Seite. In der Anfangsphase oder bei kleineren Einsätzen ist man aber auf sich alleine gestellt und hat neben Funkgerät und Handlampe keine weitere Ausrüstung dabei.  

Insbesondere bei der Erkundung erweisen sich jedoch manche Dinge als sehr nützlich für die vorgehende Führungskraft. Und auch im Einsatzverlauf gibt es Dinge die den Einsatzleiter oder Fahrzeugführer bei seiner Tätigkeit sinnvoll unterstützen können. Im Folgenden möchten wir euch einige Dinge vorstellen, die in unseren Augen sehr nützlich sind und sich im Einsatz bezahlt machen.  

Leuchte: 

Nicht nur bei Einsätzen nachts, sondern auch in Kellern oder anderen schlecht beleuchteten Einsatzstellen ist man froh und dankbar für jede zusätzliche Lichtquelle. Auf Fahrzeugen bei der Feuerwehr und beim Rettungsdienst werden oftmals Knickkopflampen mitgeführt. Diese sind jedoch relativ unhandlich und lassen sich nicht in jeder Einsatzjacke so verstauen, dass sie auch dorthin leuchten, wo das Licht benötigt wird. Als äußerst praktisch haben sich daher kleine ansteckbare Lampen erwiesen, die beliebig an der Einsatzjacke befestigt werden können. Diese Lampen gibt’s in verschiedenen Ausführungen und in verschiedenen Preiskategorien von diversen Herstellern teilweise auch mit Zusatzfunktionen.  

Türkeil: 

Zugefallene Türen nerven nicht nur sondern führen oft auch zu Verzögerungen und Problemen im Einsatzablauf. Ist der Gruppenführer zum Erkunden zur Wohnung im Dachgeschoss vorgegangen und erwartet dort dringend den Angriffstrupp, ist es sehr ärgerlich, wenn dieser vor der zugefallenen Hauseingangstür steht und wartet bis ihm jemand öffnet. Auch der Rettungsdienst, der nach der Feuerwehr eintrifft und sich am Hauseingang erstmal durch klingeln Zutritt verschaffen muss, profitiert von einem Türkeil, den der Einheitsführer mit sich führt. Bei der Erkundung kann der Fahrzeugführer die Hauseingangstür mit dem Türkeil offenhalten und den nachrückenden Kräften so den Zugang ermöglichen. Bei einem unübersichtlichen Gebäudekomplex markiert der Türkeil zudem auch die Zugangstür, durch die der Gruppenführer das Gebäude betreten hat. Hierzu würde es sich anbieten den Keil auffällig zu lackieren oder sogar den Funkrufnamen des Fahrzeugs darauf zu vermerken. 

Sperrhaken: 

Die meisten Einsätze finden in Gebäuden statt. Oftmals stellen verschlossene Türen eine Hürde auf dem Weg zum eigentlichen Einsatzort dar. Entweder weil kein Bewohner zu Hause ist, der die Tür öffnen kann oder weil der Bewohner nicht mehr in der Lage ist die Tür selbstständig zu öffnen. Die meisten Erstangriffsfahrzeuge führen aus diesem Grund Türöffnungswerkzeug mit. Oftmals sind die Türen jedoch gar nicht verschlossen, sondern nur zugefallen und lassen sich mit einem Sperrhaken oder einem Fallengleiter schnell öffnen. Mit einem Dietrich lassen sich auch Buntbarttüren leicht öffnen um auch verschlossene Zimmer- oder Schuppentüren leicht öffnen.

Klemmbrett und Stift: 

Stift und Papier sind wohl das wichtigste “Werkzeug” einer Führungskraft. Wenn es darum geht Personalien für den Einsatzbericht zu notieren, sich eine Skizze von der Einsatzstelle zu machen oder den Bereitstellungsraum zu organisieren, immer dann ist ein kleiner Block mit dem dazugehörigen Stift das perfekte Hilfsmittel. Mit einem passenden Klemmbrett ist man unabhängig von befestigten Flächen oder sonstigen Schreibunterlagen und kann bequem auch im Stehen Dinge notieren. 

Folienstift: 

Als Ergänzung zu dem eben genannten Stift mit Papier leistet ach ein Folienstift wertvolle Dienste, wenn es darum geht auf Feuerwehr-Laufkarten oder einlaminierten Plänen Skizzen zu machen oder etwas zu markieren.