Bereitstellungsraum

„Der Bereitstellungsraum ist die Sammelbezeichnung für Orte, an denen Einsatzkräfte und Einsatzmittel für den unmittelbaren Einsatz oder vorsorglich gesammelt, gegliedert und bereitgestellt oder in Reserve gehalten werden.“

Anlage 1 FWDV 100

Diese Begriffsbestimmung beinhaltet selbstredend alle Informationen in Bezug auf einen Bereitstellungsraum, aber was bedeutet dies konkret?

Der Bereitstellungsraum wird als Sammelbegriff für verschiedene Arten von Orten zur Einsatzmittelbereitstellung gesehen, nicht wie der Name zunächst vermuten lässt für eine eindeutige Form.

Arten von Bereitstellungsräumen 

Unter einem Bereitstellungsraum im klassischen Sinne versteht man eine Fläche zur Fahrzeugaufstellung mit entsprechenden Zu- und Abfahrtswegen, hinzu kommt abhängig von der geplanten Länge des Aufenthalts der Einsatzkräfte Infrastruktur zur Versorgung dieser.

Man kann frei nach der StVO (§12 Straßenverkehrsordnung) zusammenfassen: 

die Einsatzmittel parken hier (nicht halten)

Wichtig: sollten die Einsatzkräfte sich von ihrem Einsatzmittel entfernen muss eine permanenten Erreichbarkeit sichergestellt werden!

Auf diese Art von Bereitstellungsraum bezieht sich auch das zur Verfügung gestellte Merkblatt in erster Linie.

Ebenfalls unter diesen Sammelbegriff fällt der Verfügungsraum. Man darf ihn auch als vorläufigen Bereitstellungsraum bezeichnen. Daraus geht bereits hervor, dass der Verfügungsraum nicht ganz so fest und klar strukturiert sein kann wie der klassische Bereitstellungsraum.

Ein Verfügungsraum kann beispielsweise durch die Leitstelle an Hand der Kartenlage bestimmt werden, noch bevor die ersten Einsatzkräfte an der Einsatzstelle eingetroffen sind, um eine erste Strukturierung der Einsatzstelle vorzunehmen. Damit wird das unkontrollierte Anfahren einer Vielzahl von Einsatzmitteln in einer frühen Phase des Einsatzes verhindert und dem Einsatzleiter bleibt die Möglichkeit auch auf die Fahrzeugaufstellung noch ein hohes Maß an Einfluss zu nehmen. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, dass der Einsatzleiter vorerst einen Verfügungsraum festlegt und diesen nach Erkundung (ob selbst oder beauftragt spielt keine Rolle) zum Bereitstellungsraum übernimmt. Daraus ergibt sich, dass ein Verfügungsraum grundsätzlich noch nicht vor Ort erkundet wurde und somit die Gefahr birgt, dass tagesaktuelle Geschehnisse diesen Platz ungeeignet für einen Bereitstellungsraum machen (z.B. ein Veranstaltungsplatz, auf dem genau heute ein Volksfest stattfindet).

Eine weitere Art des Bereitstellungsraums ist der für Luftfahrzeuge. Primär denkt man hierbei an rettungsdienstliche Luftrettungsmittel, allerdings ist dieser genauso im feuerwehrtechnischen Kontext beispielsweise bei Löschangriffen aus der Luft denkbar. Da dieser Bereitstellungsraum einige Besonderheiten birgt, gibt es dazu ein eigenes Merkblatt.

Der Rettungsdienst kennt eine weitere Form des Bereitstellungsraums, den Rettungsmittelhalteplatz. In diesem werden Rettungsmittel für einen unmittelbaren Einsatz vorgehalten (frei nach StVO kann man hier sagen: sie halten – nicht parken), beispielsweise um an einer Patientenablage schnellstmöglich einen Patienten übernehmen zu können.

Ähnliche Strukturen sind auch bei der Feuerwehr denkbar. Beispielsweise bei der Wasserversorgung mittels Pendelverkehr, wenn die Tanklöschfahrzeuge in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle auf ihren Einsatz warten.Oftmals werden diese Strukturen umgangssprachlich als Abrufplatz bezeichnet, auch wenn dieser Begriff in dieser Form selten wirklich detailliert beschrieben wird.


Überlegungen des Einsatzleiters

Der Einsatzleiter muss bei der Einrichtungen des Bereitstellungsraums einige essentielle Punkte bedenken:

Ort des Bereitstellungsraums

Der fast schon neuralgische Punkt in der Planung und Umsetzung. Wichtig ist vorab festzulegen, wozu der Bereitstellungsraum dienen soll,  zum Beispiel:

  • welche Art von Fahrzeugen?
  • welche Menge an Einsatzmitteln?
  • wie lange sollen sich die Einsatzkräfte hier vermutlich aufhalten?
  • gibt es besondere Ansprüche?

Anhand dieser Fragen ist eine geeignete Fläche zu erkunden (bei mangelnder Ortskenntnis am Besten unter Zuhilfenahme einer Karte oder Beratung durch Ortskundige). 

Möglicherweise muss zusätzlich ein Gebäude mit sanitären Einrichtungen, Unterkunftsmöglichkeiten, Strom und WLAN für die Einsatzkräfte vorhanden sein. Auch die Möglichkeit der Betankung der Einsatzfahrzeuge kann sinnvoll sein und sollte bedacht werden. Anderweitige Versorgung kann in aller Regel durch die entsprechende Logistik organisiert werden und ist weniger von der Örtlichkeit abhängig.

Verkehrstechnische Infrastruktur

Zusätzlich müssen die An- und Abfahrtswege der Örtlichkeit bedacht werden. Diesbezüglich sind wichtige Fragen:

  • sind diese ausreichend vorhanden?
  • können diese aus allen Himmelsrichtungen erreicht werden?
  • ist ihre Leistungsfähigkeit ausreichend? und ganz besonders wichtig:
  • werden diese Wege bereits andererweitig durch Aufgaben blockiert?

Der Einsatzleiter sollte An- und Abfahrtswege zu einem Bereitstellungsraum möglichst eindeutig definieren!

Verhältnis zur Einsatzstelle

Oftmals ist eine weitere Entfernung zur Einsatzstelle sinnvoll. 

Zum einen wird hierdurch den Einsatzkräften eine gewisse Ruhe verschafft, dies kann unter anderem deren Erholung dienen. Zum anderen vermeidet man ein Stück weit die Gefahr einer Eigendynamik der Einsatzkräfte, weil der direkte visuelle und auditive Einfluss der Einsatzstelle fehlt. Darüber hinaus vermeidet man Überschneidungen mit anderen Strukturen, welche direkt an der Einsatzstelle benötigt werden, sowohl hinsichtlich der Verkehrswege, als auch der Flächen-/Gebäudenutzung.

Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit Bereitstellungsräume auch schon vor dem Eintritt des Einsatzfalls zu planen und zu benennen. Dies erscheint auf regionaler Ebene sinnvoll und spart dem Einsatzleiter im Einsatz wichtige Ressourcen.

Umsetzung des Einsatzabschnitts Bereitstellungsraum

Ist ein geeigneter Ort gefunden, muss dieser durch Führungskräfte (in seltenen Fällen auch den Einsatzleiter selbst) erkundet werden.

Es macht Sinn hiermit bereits den Einsatzabschnittsleiter Bereitstellungsraum zu beauftragen. 

Auf dem Merkblatt wurde ein standardisierter Einsatzauftrag an den Einsatzabschnittsleiter formuliert, der für den Erstangriff in der überwiegenden Zahl der Einsätze verwendet werden kann. Explizit sei aber darauf verwiesen, dass Anpassungen durch die individuelle Einsatzleitung jederzeit möglich sind und für den Erfolg des eigenen Einsatzplans auch erfolgen müssen. Der standardisierte Auftrag kann aber Helfen die erste Planungs- und Umsetzungsphase zu überbrücken.

Um die Erkundung des ausgewählten Bereitstellungsraums inklusive aller damit zusammenhängender Strukturen, wie z.B. Sanitärer Anlagen, Unterkunfts- und Aufenthaltsmöglichkeiten, möglichst effektiv zu gestalten, sollte der Einsatzleiter dem Einsatzabschnittsleiter seine vorherigen Überlegungen und Wünsche detailliert mitteilen. Nur so kann der Bereitstellungsraum letztlich dem entsprechen, was verlangt wird.

Nach der Erkundung muss der Einsatzabschnittsleiter den Bereitstellungsraum einrichten. Hierzu gehört die Entscheidung in welcher Art Fahrzeuge aufgestellt werden sollen. Beispiele hierzu – für die Aufstellung auf Straßen oder Flächen – sind ebenso auf dem Merkblatt zu finden. Es wurde darauf geachtet, dass jederzeit die Einsatzfähigkeit der Einsatzmittel gewährleistet bleibt. Wie die Einheiten hier sortiert werden, obliegt dem Einsatzabschnittsleiter und ist zusätzlich ein Stück weit abhängig von den räumlichen Gegebenheiten. Letztlich ist entscheidend, dass der Einsatzabschnittsleiter den Überblick behält. Darüber hinaus muss ein Meldekopf eingerichtet werden. Dieser kann je nach Größe des Bereitstellungsraums nur aus dem Einsatzabschnittsleiter oder ergänzenden zusätzlichen Einheiten zur Unterstützung (Führungsassistent bis hin zu ELW) bestehen. Sobald der Bereitstellungsraum eingerichtet wurde, muss eine Meldung an den Einsatzleiter erfolgen (vgl. hierzu auch Leitfaden Abschnittsbildung).

Der Betrieb des Bereitstellungsraums kann wieder unter dem Akronym DOK zusammengefasst werden – Dokumentation, Organisation, Koordination! Um die Registrierung der Einheiten im Bereitstellungsraum zu erleichtern, finden Sie zusätzlich ein digital ausfüllbares Formular zum Download.

Abschließend sollte eine regelmäßige Lagemeldung aus dem Einsatzabschnitt an die Einsatzleitung erfolgen. 

Zusätzliche Überlegungen

Dem Einsatzleiter obliegt im weiteren Einsatzverlauf auch die Information seiner Einheiten über den aktuellen Stand des Einsatzes. Hierbei sollte der Bereitstellungsraum nicht vergessen werden. Bei längerfristigen Bereitstellungsräumen ist eine Möglichkeit der Information eine Pinwand mit einer Art “Einsatzzeitung” aufzubauen. Hier können aktuelle Informationen (natürlich ausschließlich für die Einsatzkräfte) veröffentlicht werden. 

Eine Sache gilt es aber bei all der schönen Strukturierung, die einem ein Bereitstellungsraum gibt, zu bedenken: benötigt man ein Einsatzmittel direkt an der Einsatzstelle und hat man für dieses bereits einen Auftrag, dann macht es wenig Sinn dieses über den Bereitstellungsraum fahren zu lassen. Eine direkte Anfahrt unter Umgehung des Bereitstellungsraums ist dann zielführend.