PSNV – die Basics!

Auch wenn sich in den letzten Jahren das Thema – und vor allem der Umgang mit dem Thema – Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) innerhalb der Einsatzdienste stark gewandelt hat, so wird es dennoch noch nicht ganz vorurteilsfrei betrachtet.

Aus vielen Untersuchungen wissen wir aber, dass eine Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Einsatzkräften häufiger vorkommt als bei der restlichen Bevölkerung (Berger et. al., 2012). Sie bleibt aber alles in allem eher selten. Allerdings gibt es auch Reaktionen, die auftreten können und noch nicht das Vollbild einer PTBS ausmachen. Dies scheinen häufiger aufzutreten.

Da wir als Führungskräfte sowohl für die Gesundheit unserer Einsatzkräfte als auch von uns selbst verantwortlich sind, ist es unabdingbar über gewisse Grundkenntnisse der PSNV zu verfügen. In diesem Beitrag wollen wir euch zeigen was passieren kann und was man grundlegend wissen sollte.

Neben dem Einsatz selbst beeinflussen auch die ganz persönlichen Umstände eines jeden das Auftreten einer Reaktion. Die eigene Ausgangslage wird von

  • meinem Ausbildungsstand (fühle ich mich sicher und bin den Anforderungen des Einsatzes gewachsen), 
  • meinem aktuellen Befinden (bin ich ausgeruht, habe ich privaten Stress),
  • und weiteren Zuständen, die auf die eigene Widerstandsfähigkeit einwirken

beeinflusst.

Zu dieser eigenen Ausgangssituation hinzu kommt der Einsatz. Als Beispiel werden hier besonders erschütternde Einsätze genannt wie der Tod von Kindern, eigenen Bekannten oder gar anderen Einsatzkräften. Es sind allerdings auch andere Szenarien denkbar, die teilweise subjektiv nicht als besonders belastend imponieren. Grundsätzlich stellen die meisten Einsätze per se mal eine nicht-alltäglich Situation dar.

Ein ganz zentraler Punkt im Verständnis der Reaktionen innerhalb der PSNV ist, dass diese nicht auftreten müssen, aber können.

Dieses Verständnis muss in zweierlei Richtung geschaffen werden:

Zum einen kann ein Einsatz von außen dramatisch und belastend wirken, die Einsatzkräfte entwickeln jedoch keinerlei bemerkenswerte Reaktionen.

Auf der anderen Seite kann eine solche Reaktion jeden (ohne Ausnahme) treffen. Von der jungen unerfahrenen Einsatzkraft bis hin zum alten Hasen, den scheinbar nichts erschüttert.

Diese beiden Ausprägungen gilt es im Hinterkopf zu behalten, machen sie doch den Umgang mit der Thematik nicht weniger diffizil.

Man unterscheidet die Reaktionen von Einsatzkräften in drei Situationen:

  • akute Belastungsreaktion (teils auch akuter Stress genannt)
  • akute Belastungsstörung
  • Posttraumatischen Belastungsstörung

Diese Situationen können ineinander übergehen, allerdings genauso gut isoliert auftreten. Wichtig für das Verständnis ist die zeitliche Dauer:

  • Die akute Belastungsreaktion tritt relativ direkt nach dem erlebten Ereignis (in unserem Fall dem Einsatz) auf und hält wenige Stunden bis Tage an – als Faustregel kann man sich bis zu 48 h nach dem Ereignis merken.
  • Die akute Belastungsstörung kann direkt nach dem Ereignis jedoch auch etwas verzögert auftreten und hält bis zu vier Wochen an.
  • Die Posttraumatischen Belastungsstörung, die schwerste Form, hält deutlich länger als vier Wochen an.

Die genannten Zeitspannen stellen grobe Orientierungen dar. Gewiss kann man nicht für jeden verallgemeinernd diese Grenzen immer exakt minutengenau setzen.

Einige Symptome treten bei allen drei Formen auf, hierzu gehören:

  • Erschöpfung
  • Schlafstörung
  • Konzentrationsprobleme

Weitaus schwerwiegendere Symptome und meist erst bei der PTBS zu beobachten sind (hier nur einige beispielhaft genannt):

  • das Wiedererleben der belastenden Situation (z.B. Flashbacks),
  • das Vermeiden gewisser Orte und Situationen
  • Stimmungsschwankungen

Für uns als Einsatzkräfte (und zwar von der untersten bis zur höchsten Ebene) dürfte die akute Belastungsreaktion die häufigste anzutreffende Reaktion sein. Wer kennt es nicht, dass er nach einem für einen selbst beeindruckenden Einsatz schwer einschlafen kann oder sich erschöpft fühlt. Was hier als akute Belastungsreaktion benannt ist stellt eine normale Reaktion auf solch nicht-alltägliche Einsätze dar. Man sollte diese registrieren aber mit Nichten einen Krankheitswert beimessen. Wir dürfen eine solche normale Reaktion zeigen. Hilfreich sind hier oft der Kontakt zu engen Vertrauten, ob aus der eigenen Einsatzorganisation, Freunde/innen oder auch der LebenspartnerIn. Auch Hobbys oder eine andere für jeden selbst individuelle Art Abstand zu gewinnen können nützlich sein.

Auch die akute Belastungsstörung stellt, auch wenn der Begriff Störung etwas anderes vermuten lässt, erstmal noch keine Erkrankung dar. Es gilt jedoch ein Augenmerk darauf zu haben wie sich diese Reaktion entwickelt und ob es in erster Linie an Hand der Dauer einen Übergang in eine PTBS gibt. Oftmals ist für die Betroffenen – neben zuvor genannten Aspekten – eine externe Unterstützung z.B. durch PSNV-E-Kräfte in dieser Zeit hilfreich.

Die PTBS bedarf in aller Regel die Unterstützung von Psychotherapeuten/innen.

Zusammenfassend sollten wir über die PSNV in unseren eigenen Reihen wissen, dass entsprechende Reaktionen weder ungewöhnlich sind noch Zeichen von Schwäche oder gar einer psychischen Erkrankung. Jeder kann davon betroffen sein und es gilt die Reaktion entsprechend der oben genannten Einteilung einzuordnen. Ebenso ist es aber auch möglich, dass Einsatzkräfte auch auf sehr belastende Einsätze mit keiner dieser Reaktionen reagieren.

Wie wir speziell als Führungskräfte mit dem Thema PSNV umgehen müssen und was es zu beachten gilt, erörtern wir demnächst in einem separaten und praxisnahen Leitfaden für euch.

Quellen:

  • Berger W, Coutinho ES, Figueira I, Marques-Portella C, Luz MP, Neylan TC, Marmar CR, Mendlowicz MV. Rescuers at risk: a systematic review and meta-regression analysis of the worldwide current prevalence and correlates of PTSD in rescue workers. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol. 2012 Jun ;
  • Leitfaden Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte – DGUV Information 205-038 ;
  • Schulungsmaterial der Landeszentralstelle PSNV Bayern

News: Modernisierung des Stabs

Die Ereignisse der vergangenen Jahre machen deutlich was erfahrene Führungskräfte seit Langen entweder am eigenen Leibe erlebten oder vermuteten: die sechs Stabsfunktionen stoßen an ihre Grenzen, ja reichen sogar oftmals gar nicht aus!

Daher entschloss man sich nun im Rahmen einer Novellierung der DV100 den neuen und gestiegenen Anforderungen an einen Stab gerecht zu werden und erweiterte diesen. Die uns allen bekannten und geschätzten sechs Stabsfunktionen (Personal/Innerer Dienst, Lage, Versorgung, Presse- und Medienarbeit, Informations- und Kommunikationswesen) werden um zehn weitere Funktionen ergänzt und werden in Ihrer Anwendung geringfügig angepasst.

So bleiben zwar S 5 und S 6 optionale und lageabhängige Ergänzungen des Stabs, allerdings sind S 9, S 11 und S 12 ebenso zwingend einzurichten wie S 1 – S4. Auch eine Zusammenlegung der ersten vier Stabsfunktionen auf zwei ist nicht mehr vorgesehen. 

Wie genau die neuen 16 Sachgebiete benannt sind könnt ihr folgender Übersicht entnehmen:

Nach wie vor kann und soll ein solcher Stab natürlich du entsprechende Fachberaterinnen und Fachberater ergänzt werden. 

Leise Kritik eine Ausweitung des Stabs könne viele Führungsstrukturen nicht nur personell an ihre Grenzen bringen muss unter den stetig wachsenden Anforderungen an einen Stab zurück bleiben. In langen Diskussionen kristallisierten sich diese zehn ergänzenden Gebiete als absolutes Minimum heraus, um alle Aufgaben in die Stabsarbeit zu integrieren.

Selbstverständlich bedarf eine solche Novellierung einer umfassenden Nachschulung und Weiterbildung. Wir werden in den kommenden Tagen damit beginnen und euch die einzelnen Sachgebiete und deren Aufgaben im Detail vorstellen. Ihr dürft gespannt bleiben!

Kommunikation im THL Einsatz – Verkehrsunfall

Kommunikation im THL Einsatz – Verkehrsunfall
Wer spricht wann mit wem und worüber?

Bei einer Technischen Hilfeleistung treffen zwei Fachbereiche direkt und oftmals sogar schon im Gefahrenbereich aufeinander: die technische und die medizinische Rettung!

Die technische Rettung wird klassischer Weise von der Feuerwehr übernommen, die medizinische vom Rettungsdienst. Ziel beider Disziplinen ist eine patientenorientierte Menschenrettung. Die Beschreibung patientenorientiert ist hier bereits der erste wichtige Punkt, über den sich beide im Vorgehen und der Zusammenarbeit einig werden müssen, ist doch jede Rettung immer auf den individuellen Patienten und dessen Zustand angepasst. Darüber hinaus ist in aller Regel bereits vor und teilweise während der technischen Rettung eine medizinische Versorgung des Patienten notwendig. Hierfür benötigt der Rettungsdienst zum einen Zugang zum Patienten, zum anderen muss er im Gefahrenbereich parallel zur Feuerwehr arbeiten. Viele Punkte, die eine zielgerichtete und klare Kommunikation beider Fachdiensten notwendig – ja sogar unersetzlich – machen.

Die Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes e.V. hat vier W-Fragen und eine K-Frage formuliert, die die Kommunikation zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst unterstützen sollen (vfdb 06-01:2019-05). Diese Fragestellungen werden inhaltlich auch in diesem Beitrag aufgegriffen und dienen sozusagen als Grundlage, allerdings werden wir in erster Linie den praktischen Zusammenhang adressieren.

Essentielle Basis, noch bevor in medias res gegangen werden kann, ist die klare Benennung von Ansprechpartnern/innen beider Seiten. Unabhängig, ob der Rettungsdienst mit einer eigenständigen Einsatzleitung (Einsatzleiter Rettungsdienst, Organisatorischer Leiter) ausrückt oder ob die Feuerwehr dies übernimmt. Egal, ob einzelne Abschnitte gebildet werden oder ob die Größe des Einsatzes dieses nicht notwendig macht. Es können und müssen immer Ansprechpartner/innen beider Seiten benannt und einander vorgestellt werden. Zwischen diesen beiden sollte eine enge und möglichst lückenlose Kommunikation während des Einsatzes möglich sein.

Um euch eine klare und unmissverständliche Kommunikation zu ermöglichen, bieten wir ein Notizblatt mit den wichtigsten Punkten an (ähnlich wie unser Notizblatt für den Einsatzleiter). Auch hier sind gleich zu Beginn die beiden Ansprechpartner/innen aufgeführt.

In weiterer Folge sollte eindeutig der Ort der Technischen Rettung benannt werden. Auf unserem Notizblatt am Beispiel des Verkehrsunfalls das jeweilige Unfallfahrzeug. Hier kann es hilfreich sein Merkmale wie Farbe oder Fabrikat zu notieren, um sicherzustellen über welches Fahrzeug gesprochen wird.

Da der Patient die zentrale Rolle in der Technischen Hilfeleistung einnimmt ist dessen Zustand entscheidend für das weitere Vorgehen. Der Rettungsdienst wird sehr schnell nach Erstkontakt eine medizinische Einschätzung geben können. Wichtig ist hier in erster Linie, ob es sich um einen kritischen oder nicht-kritischen Patienten handelt, da dies Folgen für den Rettungsmodus hat. Auch der Rettungsmodus (schnell oder zeitorientiert) sollte in diesem Zuge abgesprochen werden (Leitfaden Verkehrsunfall – eingeklemmt).

Aus diesen beiden Absprachen folgt ein wichtiger und oft vernachlässigter Punkt: eine Angabe der ungefähren Zeitdauer der technischen Rettung!

Es fällt auf, dass Feuerwehr und Rettungsdienst, sogar die unterschiedlichen Einsatzkräfte innerhalb der Organisationen, verschiedene Auffassungen von der zeitlichen Dauer einer schnellen oder zeitorientierten Rettung haben. Um hier fehlerhafte Absprachen und letztlich im Zweifel Nachteile für den Patienten zu vermeiden, sollte eine Angabe der Zeitdauer in Minuten erfolgen. Damit sind beide Seiten auf einem klaren Stand und sollte diese Dauer beispielsweise aus notfallmedizinischer Sicht nicht akzeptabel für den Patienten sein, kann frühzeitig interveniert werden.

Um die Sicherheit beider Seiten während dem parallelen Arbeiten im Gefahrenbereich zu gewährleisten, sollte das technische Vorgehen der Feuerwehr klar benannt werden. Hierbei ist weniger wichtig, dass beispielsweise die Schnittführung oder ähnliches genau beschrieben wird. Wichtig ist viel mehr welches technische Gerät angewendet wird, welche Teile entfernt werden und wo dabei Interaktionen zwischen beiden Fachdiensten entstehen können. Im gleichen Schritt kann auch der Arbeitsbereich der Feuerwehr und der des Rettungsdienstes abgesprochen und in unser Notizblatt eingezeichnet werden.

Sind diese drei wichtigen Punkte:

  • Ansprechpartner und Örtlichkeit
  • Patientensituation und Rettungsmodus
  • Vorgehen und Arbeitsbereiche

geklärt und abgesprochen endet die Kommunikation aber keinen Falls.

Eine regelmäßige Absprache zwischen beiden Ansprechpartnern und eine ständige Erreichbarkeit ermöglicht beiden Seiten ein schnelles und flexibles Reagieren auf Lageänderungen. Reevaluiert hierbei die Situation immer wieder aufs Neue, so wie ihr es aus dem Führungskreislauf kennt.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Technische Rettung eine im Zweifel komplexe Situation darstellt, in der zum Wohle des Patienten Rettungsdienst und Feuerwehr Hand in Hand arbeiten müssen. Um diese Zusammenarbeit zu optimieren sind eine gute Kommunikation und klare Absprachen wichtig. Nutzt hierfür (gerade in Übungen oder der Ausbildung) gerne unser Notizblatt, um die wichtigen Punkte zu bedenken und abzusprechen.

Klare Gedanken fassen II – Resilienz stärken

Klare Gedanken fassen II – Resilienz stärken

Das wichtigste (oder vielleicht auch enttäuschenst) zuerst: wir können Resilienz nicht von heute auf morgen besitzen. Wir können sie nur Stück für Stück stärken und verbessern.

Es gibt Techniken, um auch in den schier aussichtslosesten Situationen mit der schlechtesten persönlichen Ausgangslage, den aufgebauten – oft immensen – Stress kurz ruhen zu lassen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Denn das ist eine wichtige Erkenntnis: jeder von uns verfügt nur über ein begrenztes Maß an Ressourcen und je mehr dieser Ressourcen für andere Dinge (wie in Teil eins beschrieben) verbraucht werden, umso weniger stehen uns für einsatztaktische Überlegungen zur Verfügung. Aber auch wenn in einem Moment plötzlich alle Ressourcen verbraucht sind weil wir vor der bildlichen Mauer stehen und keinen Ausweg sehen, können wir es schaffen kurz zu „ruhen“ und vielleicht sogar klar zu denken. Wie geht das?

Bleiben wir bei dem Bild mit der Mauer:

Ganz dicht vor der Mauer ist weit und breit nur Mauer – kein Ausweg ausser direkt hindurch was erstmal genauso aussichtslos erscheint.

Wir müssen einen Schritt zurücktreten, um überhaupt alles zu überblicken und alle Möglichkeiten zu sehen. Von etwas weiter weg gibt es vielleicht einen Weg daran vorbei.

Konkret für den Einsatz bedeutet das: wir brauchen eine Auszeit von den jetzt in diesem Moment auftretenden Aufgaben. Diese Auszeit muss nicht lang sein, wenige Sekunden können reichen. Und diese kurze „Pause“ hält auch der dynamischte und aktivste Einsatz aus! 

Im Rettungsdienst kennt man in zwischen regelhaft das sogenannte 10-for-10 Prinzip: ich nehme mir wenige Sekunden, um mit meinem Team die nächsten Minuten zu besprechen. 10 Sekunden Pause retten meine nächsten 10 Minuten.

Natürlich kann ich auch als Einsatzleiter eine solche Besprechung mit meinem Team anberaumen – muss ich sogar. Aber erst im zweiten Schritt. Davor steht ein Time-out mit mir selbst. Ich muss kurz einige Sekunden Pause machen und die Situation für mich selbst rekapitulieren – bildlich: einige Schritte von der Mauer weg gehen. Denn nur dann kann durch den Stress und die Reizüberflutung ausgelöste Gedankenblockaden lösen.

Wie schaffe ich dieses Vorgehen nun in einer ohnehin schon aussichtslosen und überfordernden Situation? Zunächst ist es wichtig das Problem zu kennen! Ich muss wissen, dass meine Ressourcen begrenzt sind und wenn mir etwas aussichtlos erscheint, oft nur meine Ressourcen aufgebraucht sind.

Ich muss wissen, dass ich ganz kurzfristig möglicherweise wieder freie Ressourcen schaffen kann (meine Resilienz stärken kann). Ich muss den Schritt zurück von der Mauer machen, mir ein kurzes Time-out nehmen.

Der Schritt zurück ist im übrigen nicht nur für unsere gedanklichen Ressourcen wichtig! Auch in der praktischen Einsatzsituation kann es hilfreich sein, die Lage von einigen Metern weiter hinten zu betrachten um ein größeres Blickfeld und damit einen breiten Eindruck der Einsatzstelle zu erhalten. Wir können diese Schritt zurück als sowohl mental als auch praktisch gerne durchführen und profitieren auf verschiedene Arten davon.

Und ich muss daran denken! Dieser Schritt ist gewiss der herausforderndste. Wie schaffe ich es in einer solchen Situation daran zu denken? Kurzum: Übung! Ich muss Üben mich soweit in Gewalt zu haben. Anfänglich können aber auch Gedankenstützen ein praktikables Hilfsmittel sein. Es braucht keine großen Checklisten, keine Verfahrensabläufe oder ähnliches. Es reicht ein Aufkleber oder Anhänger beispielsweise an meinem Klemmbrett mit dem Wort: Time-out. Vielleicht auch nur das Bild einer Wand! Er hilft meiner in dieser Situation überforderten Psyche als Anker. Einen solche Merkhilfe findet ihr auch auf unserem Notizblatt für Einsatzleiter (Einsatzleiternotizblatt).

Einen ganz wesentlichen Schritt habt ihr mit dem Lesen dieser beiden Blogeinträge gemacht. Ihr habt hoffentlich verstanden wo das Problem liegen kann und was ich dagegen tun kann. Schritt zwei und drei liegen bei euch: darüber nachdenken, um das Bewusstsein zu schärfen und versuchen das Ganze in Übungen und Einsätzen anzuwenden.

Natürlich ist die bloße Auszeit für den Einsatzleiter, das Zurücktreten von der Wand, nicht die Lösung aller Probleme. Ganz gewiss nicht. Die Resilienz wird – wie wir zuvor bereits erfahren haben – ebenso durch

  • euer Fachwissen (Ich muss überhaupt erstmal wissen was möglich ist um Probleme zu lösen, welche Wege es gibt!)
  • euer Team (Wie gut und vertrauensvoll arbeiten wir zusammen!) 
  • eure eigene Vorbereitung (Nicht nur auf die Resilienz, auch auf euer Einsatzgebiet und die Leistungsfähigkeit eurer Einheiten!)
  • eure Erfahrung (Dinge, die ich schon mal gesehen habe kenne ich und die beunruhigen mich weniger!)
  • euer Ressourcenmanagement und eure geistige Flexibilität (Wie wir hier besprochen haben!)
  • und viele weitere Bausteine

gestärkt.

Wenn ein Stein fehlt oder brüchig ist, dann wackelt der ganze Turm auf dem die Resilienz steht und wir können gar nicht mehr vollumfänglich resilient sein!

Übrigens: bei der Vorbereitung können kurze Merkhilfen oder Übersichtsblätter, wie ihr sie hier zum Thema Brandeinsatz oder ersteintreffendes Rettungsmittel findet helfen. Auch das kann ein Teil der Vorbereitung sein und euch manche Ressource im Einsatz sparen.

Vergesst aber nicht eure eigenen Möglichkeiten und akzeptiert, dass diese manchmal ungewollt eingeschränkt sein kann. Erkennt das für euch persönlich aber auch für andere an und versucht eine Lösung zu finden.

Klare Gedanken fassen I – Resilienz verstehen

Klare Gedanken fassen I – Resilienz verstehen

Ihr rückt aus zum Brand einer Mülltonne, zum Verkehrsunfall ohne eingeklemmte Person oder zur Türöffnung. Einsätze, die – außer sie gehören vielleicht zu den ersten zehn – euch als Einsatzleiter nicht übermäßig aus der Ruhe bringen. Doch auch solche Einsätze haben ein Potenzial weitaus mehr Stress zu produzieren als es auf den ersten Blick scheint: die Mülltonne brennt an einer Fassade und das Feuer hat bereits übergegriffen, bei dem Verkehrsunfall wurde eine Person überrollt und liegt noch unter dem PKW und die Wohnungsöffnung ist dringend, da sich hinter der Tür eine Person in einer Zwangslage befindet aber die Tür hält allen Angriffen stand. Nun sieht die Situation nicht mehr so entspannt aus oder anders formuliert: die Anforderungen an euch als Führungskraft steigen massiv an!

Noch eindeutiger ist dies, wenn von vornherein ersichtlich ist, dass es sich um ein großes und komplexes Schadensszenario handelt – bestes Beispiel: eingeschränkt Zugangswege zur Einsatzstelle und kaum Platz vor Ort um einen Einsatz aufzubauen. Hier wird binnen Sekunden ein Maximum an Kreativität vom Einsatzleiter abverlangt, um eine umsetzbare und funktionierende Lösung zu finden. Schließlich geht es in aller Regel um die Rettung von Menschen, was den Druck zusätzlich erhöht.

Darüber hinaus, das sollte man nie vergessen, steht man als Einsatzverantwortlicher immer unter einem hohen Erwartungsdruck. Diese Tatsache, wenn auch nur unterschwellig, begleitet uns im Einsatz: wir müssen und wir wollen Leistung bringen.

Um das Ganze noch perfekt zu machen schwingt grundsätzlich immer auch unsere tagesaktuelle Stimmung oder Situation mit. Konnte ich gut aufstehen, in Ruhe meinen Kaffee trinken, kurz und entspannt mit meinem Freund / meiner Freundin plaudern – also rundum entspannt in den Tag starten? Oder musste ich nach viel zur wenig Schlaf aufstehen, die Kaffeemaschine ging kaputt und der Streit mit meinem Freund / meiner Freundin setzte sich auch noch fort? Zwei völlig gegensätzliche Situationen, die aber durchaus unseren ganzen weiteren Tagesablauf und auch unsere Flexibilität und Performance im Einsatz beeinflussen können.

Diese beiden Faktoren – der Einsatz und unsere persönliche Situation – nehmen massgeblich Einfluss auf unsere Resilienz an genau diesem einen Tag!

Ein weiterer wichtiger Punkt, der direkt unsere eigene Leistung beeinflussen kann und mehr oder weniger hausgemacht ist: unser eigenes Mindset. Fahre ich mit der Einstellung zur ausgelösten Brandmeldeanlage:

„ohnehin wieder nur Falschalarm“

„Feuermeldung – bis zum Beweis des Gegenteils Feuer“

Tue ich den Einsatz – und dies geschieht gerade bei Brandmeldeanlagen, die leider häufig aus anderen Gründen als einem Feuer alarmieren, in der Praxis leicht – bereits vorher als mehr oder weniger nichtig oder sagen wir nicht-fordernd ab, trifft mich im Zweifel die Realität (in diesem Fall der Brand) härter und vor allem noch unvorbereiteter.

Kurz umrissen beschreibt Resilienz unsere geistige Widerstandsfähigkeit! Oder um es ganz konkret auf den Einsatzleiter zu beziehen: Wie gut schaffe ich es, dass der Stress, der aus verschiedenen Richtungen auf mich hereinbricht, meine Gedankengänge nicht behindert oder gar lähmt.

Das Einsatzszenario können wir, da gibt es wenig Diskussion, nicht beeinflussen. Heute habe ich Dienst, heute übernehme ich die Funktion als Einsatzleiter und genau heute werden wir zu diesem komplexen Einsatz alarmiert. Ein wichtiges Detail: die Verantwortung liegt bei uns als Einsatzleiter, trotzdem gibt es ein wir, ein Team, vergesst das niemals.

Was wir beeinflussen und vor allem ein Stückweit kontrollieren können, ist unsere persönliche Situation. Was passiert ganz bildlich gesprochen in manchen Einsatzsituationen, die uns an unsere Grenzen bringen: ich rücke aus und plötzlich taucht eine scheinbar unlösbare Situation wie eine Wand vor mir auf! Die relevante Frage in der Situation ist: wie schaffe ich es an dieser Wand vorbei hin zum Einsatzerfolg?

Möglichkeiten gibt es viele: rechts oder links daran vorbei, obendrüber, unten drunter durchgraben oder ganz brachial (und meist die schlechteste Variante) durch die Wand hindurch. Letztlich führen alle Wege zum Ziel, bloß überhaupt einen davon zu finden und unter Strich hoffentlich auch den besten liegt fast allein bei mir.

Was beeinflusst meine Möglichkeiten in solchen Situationen einen guten Weg zu finden oder dass mir genau das eben schwer fällt?

  • Ich muss wissen welche Möglichkeiten technisch, personell und in dieser Situation überhaupt praktikabel sind!
  • Ich muss wissen wie ich mein Team dazu bringe genau diesen Weg umzusetzen!
  • Ich muss die Umgebung, meine Ausstattung, alle äußeren Umstände best möglich kennen und darauf vorbereitet sein!
  • Ich muss geistig dem Stress widerstehen, um nach wie vor klare Gedanken fassen zu können und die Lösung erkennen zu können!

Viele Voraussetzungen, die auf uns als Einsatzleiter zu kommen. Was sich dahinter verbergen könnte und Möglichkeiten, um genau auf den letzten Punkt reagieren zu können erfahrt ihr in Teil zwei dieses Blogs.

Mit drei Wörtern zum Ziel?

Mit drei Wörtern zum Ziel?

What3words – Was hinter der Dreiwortadresse steckt und welche Möglichkeiten sie Feuerwehr, Rettungsdienst und Co. bietet.

Um einen Ort zu beschreiben nutzen wir in den meisten Fällen dessen postialische Adresse. Frau Müller wohnt in der Bahnhofsstraße 17 in 12345 Musterstadt. Mit dieser Infomration können wir Frau Müller besuchen. Mit Straßenkarten, Navigationsgeräten, diverse Onlinekartendienste oder auch der Stadtkarte am Ortseingang können wir diese Adresse problemlos finden. Doch was ist, wenn wir Frau Müller nicht zu Hause besuchen wollen oder im Stadtpark auf der grünen Parkbank? Frau Müller kann uns versuchen den Weg dorthin zu beschreiben oder eine andere Adresse zu Hilfe nehmen (schräg gegenüber vom Parkweg 22). Mit ein bisschen Glück können wir Frau Müller so auch auf der Parkbank finden.

Kompliziert wird es allerdings, wenn der Stadtpark sehr groß ist oder es sich so leicht kein allgemein bekannter Bezugspunkt finden lässt. Man stelle sich vor, wir suchen einen Ort im Gebirge. Adressen gibt es dort nicht und auch Bezugspunkte („etwas unterhalb des Gipfels“) helfen nicht wirklich weiter. Um hier Örtlichkeiten eindeutig zu bennen, braucht es ein Koordinatensystem, das einheitlich festgelegt ist.

So lassen sich Örtlichkeiten sehr präzise und eindeutig in Längen- und Breitengrad angeben. Der Gipfel der Zugspitze befindet sich zum Beispiel genau bei 47.421127, 10.986503 (in Dezimalgrad angegeben). Es gibt weitere Koordinatensysteme, im Katastrophenschutz und bei Rettungsorganisationen werden Koordinaten meist als UTM- oder UTMREF-Koordinaten angebenen. In UTMREF-Koordinaten ausgedrückt liegt der Gipfel der Zugspitze bei 32T PT 4983153877. Da neben gibt es noch viele weitere Koordinatensysteme, zum Beispiel Gauß-Krüger-Koordinaten oder Grad, Minuten und Sekunden. Die verschiedenen Koordinatensystem lassen sich (mit verschiedenen Onlinetools oder Kartenapps) problemlos ineinander umrechnen. Viele Landkarten haben auch diese Koordinatensysteme als Gitteraster aufgedruckt.

Mit allen dieser Koordinatensystem lassen sich alle Orte auf der Welt eindeutig und sehr präzise beschreiben. So können wir auch Frau Müller auf ihrer Parkbank finden. Alle diese Systeme haben jedoch einen Nachteil. Versucht uns Frau Müller den Ort als Koordinate mitzuteilen, ist das aufwendig und recht fehleranfällig.

Whats3Words ist ein System, das einen anderen Ansatz verfogt und Koordinaten in 3 Wörten abbildet. Dazu wurde die gesamte Erdoberfläche mit einem Raster von 3×3-Meter-Quadraten überzogen. Jedes dieser Quadrate bekommt einen eindeutige Bezeichnung, die aus drei Wörtern besteht. Der Gipfel der Zugspitze befindet sich bei ///treu.zusatz.speer (https://w3w.co/treu.zusatz.speer). Dieses System existiert in verschiedenen Sprachen (derzeit ca. 50), jedoch lassen sich die Adressen nicht einfach durch Übersetzen der einzelnen Worte in eine andere Sprache umwandeln. Die englische Bezeichnung des Zugsspitzgipfels lautet ///transparent.clubbing.magnificent.

Jeder Punkt auf der Erde lässt sich mit so einer Dreiwortadresse benennen und mit dieser Dreiwortadresse können wir Frau Müller sowohl auf ihrer Parkbank als auch auf der Zugspitze problemlos finden.

Vor- und Nachteile gegenüber herkömmlichen Koordinatensystemen

Betrachtet man die Adressen bzw Koordinaten im obengenannten Beispiel, so fällt auf, dass sie Dreiwortadresse im Gegensatz zu herkömmlichen Koordinaten sehr kompakt ist. Mit lediglich drei Worten lässt sich die komplette Adresse ausdrücken und das mit einer Genauigkeit von maximal 3 Metern. Da die Adresse aus drei Worten besteht, lässt sich sich in der Regel auch leicht fernmündlich übermitteln, es müssen weder lange Zahlenfolgen diktiert werden, noch besteht Verwechselungsgefahr aufgrund gleichnamiger Straßen oder Ortschaften.

Ein Nachteil des Systems ergibt sich aus der Tatsache, dass die Bezeichnung der Planquadrate keiner Systemaik folgt, sondern willkürlich festgelegt wurde, What3Words ist kein Koordinatensystem. Anhand einer Adresse lassen sich keine Rückschlüsse auf die Entfernung einer anderen Adresse ziehen. An einer postialischen Adresse zum Beispiel lässt sich (zumindest grob) abschätzen, wie weit sie von einer anderen Adresse entfernt ist, ob sie in der selben Straße, im selben Ort ist oder in einem Ort mit einer ganz anderen Postleitzahl befindet. Auch bei UTM-Koordinaten beispielsweise lässt sich leicht erkennen, wie weit zwei Koordinaten voneinander entfernt sind, je geringer die Abweichung der Nord- bzw. Ostwerte ist, umso näher sind sich die beiden Adressen.

Das Quadrat ///treu.zusatz.speer zum Beispiel befindet sich direkt nördlich des Quadrates ///messer.pfeffer.setzen. Anhand dieser Dreiwortadressen lässt sich aber die Nähe beider Adressen nicht erkennen. Bei der Zuteilung der Adresse zu den 3x3m-Quadraten gibt es mehrere Algorithmen, die ählich klingende Adressen ausschließen sollen, um die Verwechselungsgefahr zu minimieren.

Größter Nachteil des Systems ist wohl die Abhängigkeit von elektronischen Geräten, die die Adresse auf einer Karte darstellen odrin eine andere Koordinate umwandeln. Auf topografischen Karten befinden sich in der Regel Koordinatengitter für die gängigen Koordinatensysteme, mit denen per Hand Koordinaten abgelesen oder übertragen werden können. Eine What3Words-Adresse lässt sich ohne elektronische Hilfe weder ablesen noch in eine Karte übertragen, was auf beiden Seiten ein elektronisches System erforderlich macht.

Nutzen für Feuerwehr, Rettungsdienst und Co.

What3Words ist ein privates Unternehmen und nutzt einen selbst entwickelten Algorithmus und eine Datenbank zur Zuordnung der Dreiwortadressen. Dieser Algorithmus und diese Datenbank werden von What3Words den Nutzern zur Integration in ihre Systeme und Anwendungen bereitgestellt. Zahlreiche Navigations-Apps, Logistik-Unternehmen, Taxi-Dienste und andere Branchen nutzen das System bereits.

Auch viele Anwendungen im Bereich Feuerwehr und Rettungsdienst haben Dreiwortadressen bereits integriert. So lassen sich in den meisten Einsatzleitsystemen auch Dreiwortadressen verarbeiten. Notfallorte können so als dreiwortadresse entgegengenommen und als Adresse übernommen werden. Auch Einsatzstellen können von der Leitstelle als Dreiwortadressen den Einsatzkräften übermittelt werden, Einsatzstellen abseits von öffentlichen Straßen lassen sich so punktgenau angeben. Da die Einsatzstelle oftmals von der Leitstelle digital an die Einsatzkräfte übermittelt wird (zum Beispiel als Datentelegramm direkt auf das Navigationsgerät oder direkt auf das Tablet des Einsatzleiters) oder der Standort des Notrufenden automatisch per AML übermittelt wird, spielt die Art der verwendeten Koordinaten- oder Adresssystem hier kaum eine Rolle.

Seine Vorteile spielt What3Words aber immer dann aus, wenn Adressen fernmündlich, also über Funk oder Telefon übermittelt werden müssen. Oder Koordinaten wischen wei verschiedenen Systemen händisch übertragen werden müssen. Insbesondere abseits befestigter Wege und fernab von postialischen Adressen, wie zum Beispiel bei Einsätzen im Feld, im Wald oder im Gebirge, lassen sich Örtlichkeiten per Dreiwortadresse deutlich einfacher und weniger fehleranfällig ausdrücken. So lassen sich zum Beispiel bei Waldbränden den anrückenden Kräfte leicht die Einsatzstelle und Wasserentnahmestelle mitteilen, bei Einsätzen mit Hubschraubern kann der genaue Standort auch mitten im Feld sehr präzise angegeben werden.

Aber auch in bebautem Gebiet lassen sich Dreiwortadressen sinnvoll einsetzen. In Industriegebieten und auf großen Firmengeländen sind postialische Adressen oft nur wenig aussagekräftig. Hinter „Industriestraße 1“ kann sich dort auch ein Firmengelände mit mehreren Hektar Fläche verbergen. Aus „Hinter der großen Halle rechts auf die Rückseite fahren, dort links und dann die große grüne Tür links neben der Treppe“ wird so zum Beipiel einfach ///tochter.ungeheuer.genehmigung.

Fazit

What3Words ist ein System, mit dem weltweit Orte mit einer sehr hohen Präzision mit sehr einfachen Mitteln codiert werden können. Mit lediglich drei Worten können weltweit sämtliche Orte bis auf 3m genau benannt werden. Dieser Algorithmus, also Codierung und Decodierung in eine Dreiwortadresse, funktioniert nur digital mit Hilfe eines Endgerätes wie zum Beispiel Smartphone oder Computer. Ohne diese digitalen Übersetzer sind Dreiwortadressen wertlos. Da vielen Einsatzkräften im Einsatz Tablets, Computer oder Smartphones zur Verfügung stehen, sind Dreiwortadressen bereits vielerorts nutzbar. Die Übermittlung von Örtlichkeiten ist mit What3Words erheblich vereinfacht, die Gefahr von Übermittlungsfehlern ist deutlich reduziert, was Dreiwortadressen zu einer attraktiven und praktikablen Alternativen zu UTM-Koordinaten, Länge- und Breitengrad und postialischen Adresse macht .

Warum heißt die Feuerwehr eigentlich Florian und wer ist dieser Johannes?

Warum heißt die Feuerwehr eigentlich Florian und wer ist dieser Johannes?

Woher die Funkrufnamen der einzelnen Organisationen stammen und was dahintersteckt.

Um die verschiedenen Einheiten auf dem gemeinsamen Sprechfunk unterscheiden zu können, haben diese verschiedene Funkrufnamen als Kennung für ihre Organisation. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Florian Schule 01/11-1 von einem Johannes Musterstadt 02/83-2 gerufen wird. Damit sind nicht die Vornamen der Sprechfunker gemeint, Florian und Johannes sind Funkrufnamen die angeben welche Organisation hier funkt.
Welche Funkrufnamen es gibt und wer dahinter steckt könnt ihr hier lesen:

Florian:

Die Feuerwehr funkt als „Florian“, das geht auf den heiligen Florian zurück. Diser war ein Offizier der römischen Armee, der im 3. Jahrhundert geboren wurde. Er gilt als Märtyrer weil er wegen seines christlichen Glaubens gefoltert und schließlich umgebracht wurde. Er wird heutzutage von der christlichen Kirche als Heiliger verehrt und ist neben der Feuerwehr auch Schutzpatron für Bäcker, Kaminkehrer und viele weitere Berufsstände. Wieso der heilige Florian Schutzpatron der Feuerwehr ist, darüber gibt es viele verschiedene Erzählungen. So liest man öfters, dass es daher stammt, dass er im Wasser ertränkt wurde und mit Wasser Feuer gelöscht wird. Andere Erzählung sehen den Zusammenhang in einem Krug oder Eimer, also dem altertümlichen Löschgerät, mit denen Florian stets dargestellt wurde.  Die Verbindung zwischen ihm und der Feuerwehr kam vermutlich erst lange nach seinem Tode zu Stande.

Akkon:

Die Herkunft des Funkrufnamen “Akkon” für Einheiten der Johanniter-Unfallhilfe hat ihren Ursprung im Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem. Dieser Orden gründete sich im 11. Jahrhundert in Jerusalem als Hospital für arme und kranke Pilger und wurde nach Johannes dem Täufer benannt. Später geht der Johanniterorden als protestantischer Zweig dieses Ordens hervor. Sitz des Johannes-Ordens in der Anfangszeit und auch Namensgeber für die Funkkennung des Johanniter Unfallhilfe war die Hafenstadt Akkon an der Westküste Israels.

Johannes:

Der Funkrufname für Einheiten des Malteser-Hilfsdienstes stammt ebenfalls von Johannes dem Täufer. Die Malteser entstammen – wie die Johanniter – dem Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem und sind benannt nach der Mittelmeerinsel Malta, auf der sich der Orden im Mittelalter niederließ. Der heilige Johannes, dem der ursprüngliche Orden gewidmet war, ist auch Namensgeber für den Funkrufnamen der Malteser.

Sama:

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wurde im 19. Jahrhundert von Zimmerleuten gegründet. Anlass waren die vermehrten Arbeitsunfälle bedingt durch die Mechanisierung im Rahmen der industriellen Revolution. Der Funkrufname Sama ist eine Kurzform für Samariter, was früher die Bezeichnung für Ersthelfer war und sich auch im Namen des ASB widerspiegelt.

Rotkreuz:

Rotkreuz ist die Kurzform für deutsches Rotes Kreuz (DRK) und der Funkrufname für dessen Einheiten.

Christoph:

Wenn es laut wird am Himmel, hört man meist am Funk auch einen „Christoph“ funken, denn Christoph ist die Funkkennung für Rettungs- oder Intensivhubschrauber. Unabhängig welcher Organisation sie angehören, heißen alle Hubschrauber Christoph. Die Rettungshubschrauber sind bundesweit durchnummeriert (zum Beispiel Christoph 1), Intensivtransporthubschrauber sind meist nach ihrem Standort benannt (Christoph München). Die ersten Rettungshubschrauber wurde in den 60er- und 70er-Jahren in Dienst gestellt. Anlässlich dafür waren die vermehrten Unfallopfer aus dem Straßenverkehr, so ist es nicht verwunderlich, dass man die Hubschraubern Christoph nannte, denn der heilige Christopherus ist der Schutzpatron der Reisenden.

Pelikan:

Die Einheiten der deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) werden im Sprechfunk mit Pelikan bezeichnet. Namensgeber für die Wasserrettungsorganisation ist der Pelikan, ein großer Wasservogel mit markantem langen Schnabel. Das Wappentier der DLRG ist kein Pelikan sondern ein Adler. In manchen Bundesländern funkt die DLRG deshalb auch in bestimmten Bereichen (meist beim Einsatzstellenfunk) deshalb auch mit der Kennung Adler.

Heros:

Heros ist eine Gestalt der griechischen Mythologie, ein – je nach Quelle – halbgöttlicher oder gottähnlicher Mann. Umgangssprachlich wird Heros auch als Synonym für Held verwendet. Die Einheiten der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) nutzen den Namen des altgriechischen Halbgotts als Funkrufname.

Rettungsrambo oder Minimalist?

Rettungsrambo oder Minimalist?

Sinnvolle Dinge für den Einsatz als Führungskraft

Man liest es in zahlreichen Kommentarspalten unter Bildern und Videos in den sozialen Netzwerken oder in vielen Foren. Beim Thema Gürtel Hoster und „am Mann“ getragene Ausrüstung von Rettungsdienstlern oder Feuerwehrkräften gehen die Meinungen stark auseinander. Die eine Partei schwört auf ihre – größtenteils selbst beschafften – nützlichen Helferlein, die ihnen im Einsatz schon oft ihren Dienst erwiesen haben. Die Gegenseite schwört auf Minimalismus und Pragmatismus. Hier findet man außer den Einweghandschuhen und vielleicht noch im Rettungsdienst aus Hygienegründen dem privaten Stethoskop keine weitere Ausrüstung am Körper.  

Welche zusätzliche Ausrüstung sinnvoll ist, hängt davon ab, was der Dienstherr oder Arbeitgeber zur Verfügung stellt, welche Konzepte genutzt werden, welche Aufgaben der einzelne hat und nicht zuletzt vor allem von der persönlichen Meinung. Auch die Funktion ist ausschlaggebend. Während der Atemschutzgeräteträger über ein eigenes Holster am Pressluftatmer nachdenkt und der Rettungsdienstler mit einer privaten Pupillenleuchte liebäugelt, überlegt sich der Einheitsführer vielleicht sich eine eigene Schreibmappe zuzulegen.  

Als Führungskraft arbeitet man im Einsatz – im Gegensatz zur Mannschaft – weniger mit Werkzeugen oder Ausrüstung, viel mehr sind es Überlegungen, Entscheidungen und Kommunikation, die die Arbeit einer Führungskraft charakterisieren. Bei größeren Einsatzlagen stehen den Einheitsführern Führungsfahrzeuge und Führungsassistenten, Fernmelder und Melder zur Seite. In der Anfangsphase oder bei kleineren Einsätzen ist man aber auf sich alleine gestellt und hat neben Funkgerät und Handlampe keine weitere Ausrüstung dabei.  

Insbesondere bei der Erkundung erweisen sich jedoch manche Dinge als sehr nützlich für die vorgehende Führungskraft. Und auch im Einsatzverlauf gibt es Dinge die den Einsatzleiter oder Fahrzeugführer bei seiner Tätigkeit sinnvoll unterstützen können. Im Folgenden möchten wir euch einige Dinge vorstellen, die in unseren Augen sehr nützlich sind und sich im Einsatz bezahlt machen.  

Leuchte: 

Nicht nur bei Einsätzen nachts, sondern auch in Kellern oder anderen schlecht beleuchteten Einsatzstellen ist man froh und dankbar für jede zusätzliche Lichtquelle. Auf Fahrzeugen bei der Feuerwehr und beim Rettungsdienst werden oftmals Knickkopflampen mitgeführt. Diese sind jedoch relativ unhandlich und lassen sich nicht in jeder Einsatzjacke so verstauen, dass sie auch dorthin leuchten, wo das Licht benötigt wird. Als äußerst praktisch haben sich daher kleine ansteckbare Lampen erwiesen, die beliebig an der Einsatzjacke befestigt werden können. Diese Lampen gibt’s in verschiedenen Ausführungen und in verschiedenen Preiskategorien von diversen Herstellern teilweise auch mit Zusatzfunktionen.  

Türkeil: 

Zugefallene Türen nerven nicht nur sondern führen oft auch zu Verzögerungen und Problemen im Einsatzablauf. Ist der Gruppenführer zum Erkunden zur Wohnung im Dachgeschoss vorgegangen und erwartet dort dringend den Angriffstrupp, ist es sehr ärgerlich, wenn dieser vor der zugefallenen Hauseingangstür steht und wartet bis ihm jemand öffnet. Auch der Rettungsdienst, der nach der Feuerwehr eintrifft und sich am Hauseingang erstmal durch klingeln Zutritt verschaffen muss, profitiert von einem Türkeil, den der Einheitsführer mit sich führt. Bei der Erkundung kann der Fahrzeugführer die Hauseingangstür mit dem Türkeil offenhalten und den nachrückenden Kräften so den Zugang ermöglichen. Bei einem unübersichtlichen Gebäudekomplex markiert der Türkeil zudem auch die Zugangstür, durch die der Gruppenführer das Gebäude betreten hat. Hierzu würde es sich anbieten den Keil auffällig zu lackieren oder sogar den Funkrufnamen des Fahrzeugs darauf zu vermerken. 

Sperrhaken: 

Die meisten Einsätze finden in Gebäuden statt. Oftmals stellen verschlossene Türen eine Hürde auf dem Weg zum eigentlichen Einsatzort dar. Entweder weil kein Bewohner zu Hause ist, der die Tür öffnen kann oder weil der Bewohner nicht mehr in der Lage ist die Tür selbstständig zu öffnen. Die meisten Erstangriffsfahrzeuge führen aus diesem Grund Türöffnungswerkzeug mit. Oftmals sind die Türen jedoch gar nicht verschlossen, sondern nur zugefallen und lassen sich mit einem Sperrhaken oder einem Fallengleiter schnell öffnen. Mit einem Dietrich lassen sich auch Buntbarttüren leicht öffnen um auch verschlossene Zimmer- oder Schuppentüren leicht öffnen.

Klemmbrett und Stift: 

Stift und Papier sind wohl das wichtigste “Werkzeug” einer Führungskraft. Wenn es darum geht Personalien für den Einsatzbericht zu notieren, sich eine Skizze von der Einsatzstelle zu machen oder den Bereitstellungsraum zu organisieren, immer dann ist ein kleiner Block mit dem dazugehörigen Stift das perfekte Hilfsmittel. Mit einem passenden Klemmbrett ist man unabhängig von befestigten Flächen oder sonstigen Schreibunterlagen und kann bequem auch im Stehen Dinge notieren. 

Folienstift: 

Als Ergänzung zu dem eben genannten Stift mit Papier leistet ach ein Folienstift wertvolle Dienste, wenn es darum geht auf Feuerwehr-Laufkarten oder einlaminierten Plänen Skizzen zu machen oder etwas zu markieren.  

Die Mär der drei Sprossen

Die Mär der drei Sprossen

Oft zitiert, leider oft nicht kapiert. Was steckt hinter der Vorschrift mit dem einen Meter Leiterüberstand?

Man hört es quasi bei jeder Ausbildung, wenn FwDV 10 auf dem Dienstplan steht und die Vornahme tragbarer Leitern geübt wird. Spätestens wenn die Leiter am Gebäude steht, wird der Leiterüberstand diskutiert. Peinlich genau wird darauf geachtet, dass die Leiter mindestens den oft zitierten einen Meter oder alternativ drei Sprossen über die Fenster- oder Dachkante hinausragt. Ist das nicht der Fall, so hört man oft dogmatisch, dürfe die Leiter so gar nicht oder wenn nur zur Menschrettung genutzt werden. Doch woher stammt diese Aussage?

In der FwDV 10 (Ausgabe 1996) wird im Anhang die UVV Feuerwehren zitiert: „Versicherte dürfen Anlegeleitern nur so anlegen, daß diese mindestens 1m über die Austrittstelle hinausragen, wenn nicht andere gleichwertige Möglichkeiten zum Festhalten vorhanden sind.“

Die FwDV 10 oder richtiger die UVV Feuerwehren ist also Ursprung dieser Vorschrift. Der zweite Teil dieser Vorgabe scheint aber oft ignoriert oder vergessen zu werden, denn bauseits vorhandene Festhaltemöglichkeiten können den Leiterüberstand ersetzen. Um ein sicheres Übersteigen zu gewährleisten, muss eine Möglichkeit zum Festhalten vorhanden sein. Beim Übersteigen in eine Wohnung über ein geöffnetes Fenster kann sich die Einsatzkraft problemlos rechts und links an der Fensterlaibung festhalten. Der Sprossenüberstand ist in diesem Fall also gar nicht erforderlich. Ganz im Gegenteil: Wird die Leiter so angelegt, dass sie über die Fensterkante noch 1m hinausragt, versperrt sie oft die gesamte Fensteröffnung. Ein Einsteigen in das Fenster wird so deutlich erschwert, da sich die Einsatzkraft an der überstehenden Leiter vorbei durch die Fensteröffnung zwängen muss. Insbesondere mit Pressluftatmer ist dies bei den in Wohngebäuden üblichen Fenstern oft gar nicht möglich.  Lässt es sich aufgrund er Länge der Leiter nicht vermeiden, dass sie über die Fensterkante hinausragt, sollte überlegt werden, ob die Leiter neben der Fensteröffnung positioniert werden kann. So bleibt die gesamte Fensteröffnung frei und die Einsatzkraft kann so bequem in die Wohnung einsteigen.

Beim Übersteigen über ein Geländer oder eine Brüstung, zum Beispiel beim Betreten eines Balkons, kann sich die Einsatzkraft an dem Geländer festhalten. Auch wenn hier der Leiterüberstand nicht störend ist, ist er auch hier nicht nötig, denn das Geländer ist in der Regel als Festhaltemöglichkeit ausreichend.

Nur für den Fall, dass man über die Leiter ein Flachdach, eine höhergelegene Ebene oder Ähnliches betreten möchte, an dem keine Haltepunkte zum Übersteigen vorhanden sind, ist der besagte Leiterüberstand erforderlich. Die Einsatzkraft kann sich beim Übersteigen an dem Leiterkopf festhalten und das Dach so sicher betreten.

In der neuen, im November 2019 veröffentlichten FwDV 10 wird diese Regelung nochmal etwas deutlicher abgefasst: „Anlegeleitern sollen mindestens 1m über die Austrittsstelle hinausragen (mindestens drei Sprossen). Sind andere gleichwertige Möglichkeiten zum Festhalten vorhanden (z. B. Geländerholme, Fensterlaibungen), ist es ausreichend, wenn Leitern bis zur Höhe des Überstiegs  reichen.“ Diese Passage macht deutlich, dass der oben zitierte Überstand von einem Meter oder den drei Sprossen in den meisten Fällen gar nicht erforderlich ist.

Der erforderliche Leiterüberstand ist bei genauer Betrachtung nichts weiter als eine Mär, die oft gebetsartig vorgetragen wird. Entscheidend für den sicheren Einsatz von Leitern ist eine Haltemöglichkeit beim Übersteigen. In den meisten Fällen ist diese in Form einer Fensterlaibung oder eines Geländers vorhanden. Gibt es bauseitig keine Haltemöglichkeit, so dient in diesem Fall die Leiter als Ersatz einer solchen. Und nur in diesem Fall ist der Überstand von einem Meter durch die FwDV 10 gefordert.

Sprossenüberstand: Beim Einsteigen in ein Fenster mehr Hindernis als Nutzen.