Mit drei Wörtern zum Ziel?

What3words – Was hinter der Dreiwortadresse steckt und welche Möglichkeiten sie Feuerwehr, Rettungsdienst und Co. bietet.

Um einen Ort zu beschreiben nutzen wir in den meisten Fällen dessen postialische Adresse. Frau Müller wohnt in der Bahnhofsstraße 17 in 12345 Musterstadt. Mit dieser Infomration können wir Frau Müller besuchen. Mit Straßenkarten, Navigationsgeräten, diverse Onlinekartendienste oder auch der Stadtkarte am Ortseingang können wir diese Adresse problemlos finden. Doch was ist, wenn wir Frau Müller nicht zu Hause besuchen wollen oder im Stadtpark auf der grünen Parkbank? Frau Müller kann uns versuchen den Weg dorthin zu beschreiben oder eine andere Adresse zu Hilfe nehmen (schräg gegenüber vom Parkweg 22). Mit ein bisschen Glück können wir Frau Müller so auch auf der Parkbank finden.

Kompliziert wird es allerdings, wenn der Stadtpark sehr groß ist oder es sich so leicht kein allgemein bekannter Bezugspunkt finden lässt. Man stelle sich vor, wir suchen einen Ort im Gebirge. Adressen gibt es dort nicht und auch Bezugspunkte („etwas unterhalb des Gipfels“) helfen nicht wirklich weiter. Um hier Örtlichkeiten eindeutig zu bennen, braucht es ein Koordinatensystem, das einheitlich festgelegt ist.

So lassen sich Örtlichkeiten sehr präzise und eindeutig in Längen- und Breitengrad angeben. Der Gipfel der Zugspitze befindet sich zum Beispiel genau bei 47.421127, 10.986503 (in Dezimalgrad angegeben). Es gibt weitere Koordinatensysteme, im Katastrophenschutz und bei Rettungsorganisationen werden Koordinaten meist als UTM- oder UTMREF-Koordinaten angebenen. In UTMREF-Koordinaten ausgedrückt liegt der Gipfel der Zugspitze bei 32T PT 4983153877. Da neben gibt es noch viele weitere Koordinatensysteme, zum Beispiel Gauß-Krüger-Koordinaten oder Grad, Minuten und Sekunden. Die verschiedenen Koordinatensystem lassen sich (mit verschiedenen Onlinetools oder Kartenapps) problemlos ineinander umrechnen. Viele Landkarten haben auch diese Koordinatensysteme als Gitteraster aufgedruckt.

Mit allen dieser Koordinatensystem lassen sich alle Orte auf der Welt eindeutig und sehr präzise beschreiben. So können wir auch Frau Müller auf ihrer Parkbank finden. Alle diese Systeme haben jedoch einen Nachteil. Versucht uns Frau Müller den Ort als Koordinate mitzuteilen, ist das aufwendig und recht fehleranfällig.

Whats3Words ist ein System, das einen anderen Ansatz verfogt und Koordinaten in 3 Wörten abbildet. Dazu wurde die gesamte Erdoberfläche mit einem Raster von 3×3-Meter-Quadraten überzogen. Jedes dieser Quadrate bekommt einen eindeutige Bezeichnung, die aus drei Wörtern besteht. Der Gipfel der Zugspitze befindet sich bei ///treu.zusatz.speer (https://w3w.co/treu.zusatz.speer). Dieses System existiert in verschiedenen Sprachen (derzeit ca. 50), jedoch lassen sich die Adressen nicht einfach durch Übersetzen der einzelnen Worte in eine andere Sprache umwandeln. Die englische Bezeichnung des Zugsspitzgipfels lautet ///transparent.clubbing.magnificent.

Jeder Punkt auf der Erde lässt sich mit so einer Dreiwortadresse benennen und mit dieser Dreiwortadresse können wir Frau Müller sowohl auf ihrer Parkbank als auch auf der Zugspitze problemlos finden.

Vor- und Nachteile gegenüber herkömmlichen Koordinatensystemen

Betrachtet man die Adressen bzw Koordinaten im obengenannten Beispiel, so fällt auf, dass sie Dreiwortadresse im Gegensatz zu herkömmlichen Koordinaten sehr kompakt ist. Mit lediglich drei Worten lässt sich die komplette Adresse ausdrücken und das mit einer Genauigkeit von maximal 3 Metern. Da die Adresse aus drei Worten besteht, lässt sich sich in der Regel auch leicht fernmündlich übermitteln, es müssen weder lange Zahlenfolgen diktiert werden, noch besteht Verwechselungsgefahr aufgrund gleichnamiger Straßen oder Ortschaften.

Ein Nachteil des Systems ergibt sich aus der Tatsache, dass die Bezeichnung der Planquadrate keiner Systemaik folgt, sondern willkürlich festgelegt wurde, What3Words ist kein Koordinatensystem. Anhand einer Adresse lassen sich keine Rückschlüsse auf die Entfernung einer anderen Adresse ziehen. An einer postialischen Adresse zum Beispiel lässt sich (zumindest grob) abschätzen, wie weit sie von einer anderen Adresse entfernt ist, ob sie in der selben Straße, im selben Ort ist oder in einem Ort mit einer ganz anderen Postleitzahl befindet. Auch bei UTM-Koordinaten beispielsweise lässt sich leicht erkennen, wie weit zwei Koordinaten voneinander entfernt sind, je geringer die Abweichung der Nord- bzw. Ostwerte ist, umso näher sind sich die beiden Adressen.

Das Quadrat ///treu.zusatz.speer zum Beispiel befindet sich direkt nördlich des Quadrates ///messer.pfeffer.setzen. Anhand dieser Dreiwortadressen lässt sich aber die Nähe beider Adressen nicht erkennen. Bei der Zuteilung der Adresse zu den 3x3m-Quadraten gibt es mehrere Algorithmen, die ählich klingende Adressen ausschließen sollen, um die Verwechselungsgefahr zu minimieren.

Größter Nachteil des Systems ist wohl die Abhängigkeit von elektronischen Geräten, die die Adresse auf einer Karte darstellen odrin eine andere Koordinate umwandeln. Auf topografischen Karten befinden sich in der Regel Koordinatengitter für die gängigen Koordinatensysteme, mit denen per Hand Koordinaten abgelesen oder übertragen werden können. Eine What3Words-Adresse lässt sich ohne elektronische Hilfe weder ablesen noch in eine Karte übertragen, was auf beiden Seiten ein elektronisches System erforderlich macht.

Nutzen für Feuerwehr, Rettungsdienst und Co.

What3Words ist ein privates Unternehmen und nutzt einen selbst entwickelten Algorithmus und eine Datenbank zur Zuordnung der Dreiwortadressen. Dieser Algorithmus und diese Datenbank werden von What3Words den Nutzern zur Integration in ihre Systeme und Anwendungen bereitgestellt. Zahlreiche Navigations-Apps, Logistik-Unternehmen, Taxi-Dienste und andere Branchen nutzen das System bereits.

Auch viele Anwendungen im Bereich Feuerwehr und Rettungsdienst haben Dreiwortadressen bereits integriert. So lassen sich in den meisten Einsatzleitsystemen auch Dreiwortadressen verarbeiten. Notfallorte können so als dreiwortadresse entgegengenommen und als Adresse übernommen werden. Auch Einsatzstellen können von der Leitstelle als Dreiwortadressen den Einsatzkräften übermittelt werden, Einsatzstellen abseits von öffentlichen Straßen lassen sich so punktgenau angeben. Da die Einsatzstelle oftmals von der Leitstelle digital an die Einsatzkräfte übermittelt wird (zum Beispiel als Datentelegramm direkt auf das Navigationsgerät oder direkt auf das Tablet des Einsatzleiters) oder der Standort des Notrufenden automatisch per AML übermittelt wird, spielt die Art der verwendeten Koordinaten- oder Adresssystem hier kaum eine Rolle.

Seine Vorteile spielt What3Words aber immer dann aus, wenn Adressen fernmündlich, also über Funk oder Telefon übermittelt werden müssen. Oder Koordinaten wischen wei verschiedenen Systemen händisch übertragen werden müssen. Insbesondere abseits befestigter Wege und fernab von postialischen Adressen, wie zum Beispiel bei Einsätzen im Feld, im Wald oder im Gebirge, lassen sich Örtlichkeiten per Dreiwortadresse deutlich einfacher und weniger fehleranfällig ausdrücken. So lassen sich zum Beispiel bei Waldbränden den anrückenden Kräfte leicht die Einsatzstelle und Wasserentnahmestelle mitteilen, bei Einsätzen mit Hubschraubern kann der genaue Standort auch mitten im Feld sehr präzise angegeben werden.

Aber auch in bebautem Gebiet lassen sich Dreiwortadressen sinnvoll einsetzen. In Industriegebieten und auf großen Firmengeländen sind postialische Adressen oft nur wenig aussagekräftig. Hinter „Industriestraße 1“ kann sich dort auch ein Firmengelände mit mehreren Hektar Fläche verbergen. Aus „Hinter der großen Halle rechts auf die Rückseite fahren, dort links und dann die große grüne Tür links neben der Treppe“ wird so zum Beipiel einfach ///tochter.ungeheuer.genehmigung.

Fazit

What3Words ist ein System, mit dem weltweit Orte mit einer sehr hohen Präzision mit sehr einfachen Mitteln codiert werden können. Mit lediglich drei Worten können weltweit sämtliche Orte bis auf 3m genau benannt werden. Dieser Algorithmus, also Codierung und Decodierung in eine Dreiwortadresse, funktioniert nur digital mit Hilfe eines Endgerätes wie zum Beispiel Smartphone oder Computer. Ohne diese digitalen Übersetzer sind Dreiwortadressen wertlos. Da vielen Einsatzkräften im Einsatz Tablets, Computer oder Smartphones zur Verfügung stehen, sind Dreiwortadressen bereits vielerorts nutzbar. Die Übermittlung von Örtlichkeiten ist mit What3Words erheblich vereinfacht, die Gefahr von Übermittlungsfehlern ist deutlich reduziert, was Dreiwortadressen zu einer attraktiven und praktikablen Alternativen zu UTM-Koordinaten, Länge- und Breitengrad und postialischen Adresse macht .

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert