Wer spricht wann mit wem und worüber?
Bei einer Technischen Hilfeleistung treffen zwei Fachbereiche direkt und oftmals sogar schon im Gefahrenbereich aufeinander: die technische und die medizinische Rettung!
Die technische Rettung wird klassischer Weise von der Feuerwehr übernommen, die medizinische vom Rettungsdienst. Ziel beider Disziplinen ist eine patientenorientierte Menschenrettung. Die Beschreibung patientenorientiert ist hier bereits der erste wichtige Punkt, über den sich beide im Vorgehen und der Zusammenarbeit einig werden müssen, ist doch jede Rettung immer auf den individuellen Patienten und dessen Zustand angepasst. Darüber hinaus ist in aller Regel bereits vor und teilweise während der technischen Rettung eine medizinische Versorgung des Patienten notwendig. Hierfür benötigt der Rettungsdienst zum einen Zugang zum Patienten, zum anderen muss er im Gefahrenbereich parallel zur Feuerwehr arbeiten. Viele Punkte, die eine zielgerichtete und klare Kommunikation beider Fachdiensten notwendig – ja sogar unersetzlich – machen.
Die Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes e.V. hat vier W-Fragen und eine K-Frage formuliert, die die Kommunikation zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst unterstützen sollen (vfdb 06-01:2019-05). Diese Fragestellungen werden inhaltlich auch in diesem Beitrag aufgegriffen und dienen sozusagen als Grundlage, allerdings werden wir in erster Linie den praktischen Zusammenhang adressieren.
Essentielle Basis, noch bevor in medias res gegangen werden kann, ist die klare Benennung von Ansprechpartnern/innen beider Seiten. Unabhängig, ob der Rettungsdienst mit einer eigenständigen Einsatzleitung (Einsatzleiter Rettungsdienst, Organisatorischer Leiter) ausrückt oder ob die Feuerwehr dies übernimmt. Egal, ob einzelne Abschnitte gebildet werden oder ob die Größe des Einsatzes dieses nicht notwendig macht. Es können und müssen immer Ansprechpartner/innen beider Seiten benannt und einander vorgestellt werden. Zwischen diesen beiden sollte eine enge und möglichst lückenlose Kommunikation während des Einsatzes möglich sein.
Um euch eine klare und unmissverständliche Kommunikation zu ermöglichen, bieten wir ein Notizblatt mit den wichtigsten Punkten an (ähnlich wie unser Notizblatt für den Einsatzleiter). Auch hier sind gleich zu Beginn die beiden Ansprechpartner/innen aufgeführt.
In weiterer Folge sollte eindeutig der Ort der Technischen Rettung benannt werden. Auf unserem Notizblatt am Beispiel des Verkehrsunfalls das jeweilige Unfallfahrzeug. Hier kann es hilfreich sein Merkmale wie Farbe oder Fabrikat zu notieren, um sicherzustellen über welches Fahrzeug gesprochen wird.
Da der Patient die zentrale Rolle in der Technischen Hilfeleistung einnimmt ist dessen Zustand entscheidend für das weitere Vorgehen. Der Rettungsdienst wird sehr schnell nach Erstkontakt eine medizinische Einschätzung geben können. Wichtig ist hier in erster Linie, ob es sich um einen kritischen oder nicht-kritischen Patienten handelt, da dies Folgen für den Rettungsmodus hat. Auch der Rettungsmodus (schnell oder zeitorientiert) sollte in diesem Zuge abgesprochen werden (Leitfaden Verkehrsunfall – eingeklemmt).
Aus diesen beiden Absprachen folgt ein wichtiger und oft vernachlässigter Punkt: eine Angabe der ungefähren Zeitdauer der technischen Rettung!
Es fällt auf, dass Feuerwehr und Rettungsdienst, sogar die unterschiedlichen Einsatzkräfte innerhalb der Organisationen, verschiedene Auffassungen von der zeitlichen Dauer einer schnellen oder zeitorientierten Rettung haben. Um hier fehlerhafte Absprachen und letztlich im Zweifel Nachteile für den Patienten zu vermeiden, sollte eine Angabe der Zeitdauer in Minuten erfolgen. Damit sind beide Seiten auf einem klaren Stand und sollte diese Dauer beispielsweise aus notfallmedizinischer Sicht nicht akzeptabel für den Patienten sein, kann frühzeitig interveniert werden.
Um die Sicherheit beider Seiten während dem parallelen Arbeiten im Gefahrenbereich zu gewährleisten, sollte das technische Vorgehen der Feuerwehr klar benannt werden. Hierbei ist weniger wichtig, dass beispielsweise die Schnittführung oder ähnliches genau beschrieben wird. Wichtig ist viel mehr welches technische Gerät angewendet wird, welche Teile entfernt werden und wo dabei Interaktionen zwischen beiden Fachdiensten entstehen können. Im gleichen Schritt kann auch der Arbeitsbereich der Feuerwehr und der des Rettungsdienstes abgesprochen und in unser Notizblatt eingezeichnet werden.
Sind diese drei wichtigen Punkte:
- Ansprechpartner und Örtlichkeit
- Patientensituation und Rettungsmodus
- Vorgehen und Arbeitsbereiche
geklärt und abgesprochen endet die Kommunikation aber keinen Falls.
Eine regelmäßige Absprache zwischen beiden Ansprechpartnern und eine ständige Erreichbarkeit ermöglicht beiden Seiten ein schnelles und flexibles Reagieren auf Lageänderungen. Reevaluiert hierbei die Situation immer wieder aufs Neue, so wie ihr es aus dem Führungskreislauf kennt.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Technische Rettung eine im Zweifel komplexe Situation darstellt, in der zum Wohle des Patienten Rettungsdienst und Feuerwehr Hand in Hand arbeiten müssen. Um diese Zusammenarbeit zu optimieren sind eine gute Kommunikation und klare Absprachen wichtig. Nutzt hierfür (gerade in Übungen oder der Ausbildung) gerne unser Notizblatt, um die wichtigen Punkte zu bedenken und abzusprechen.